Autorengespräch zum Thema ostpreußischer „Wolfskinder“ am DHI Warschau

Das DHI Warschau hatte zwei Autoren eingeladen, die sich in jüngeren Publikationen mit dem Phänomen der „Wolfskinder“ befassen, also jener Gruppe anhangloser Kinder und Jugendlicher aus dem nördlichen Ostpreußen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Litauen flüchteten und ihre deutsche Herkunft zumindest zeitweise verschleiern mussten. Der litauische Filmregisseur und Schriftsteller Alvydas Šlepikas las Passagen aus seinem Roman Mein Name ist Marytė (2012), dem Gespräche mit ehemaligen „Wolfskindern“ und ihren Pflegefamilien in Litauen zugrunde liegen und der seit 2015 in deutscher und polnischer Übersetzung vorliegt. Der deutsche Historiker Christopher Spatz stellte die Ergebnisse seiner 2016 veröffentlichten Doktorarbeit Ostpreußische Wolfskinder: Erfahrungsräume und Identitäten in der deutschen Nachkriegsgesellschaft vor, für die er über 50 Betroffene befragt hatte. Die Veranstaltung am 19. April 2016 wurde von der stellvertretenden Direktorin des DHI Warschau Ruth Leiserowitz moderiert, die sich selber jahrelang mit der Thematik befasst hat. Durch den „doppelten“, einerseits wissenschaftlichen und andererseits belletristischen, Zugang zum Thema bekamen die Zuschauer nicht nur Fakten über den historischen Hintergrund und über individuelle Schicksale und Befindlichkeiten von Betroffenen vermittelt, sondern erhielten auch zumindest eine Ahnung davon, was für Traumata die damaligen Kinder und Jugendlichen durchlebten, deren Erfahrungen seit dem Ende der Sowjetunion nach und nach von ihnen selber und von Historikern aufgearbeitet werden.

04
Apr
Ausstellung
Bilder des Krieges: Fotoausstellung „Bericht aus der belagerten Stadt Tschernihiw“ in Jena
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