Das Deutsche Historische Institut Warschau in neuem Glanze

Fassade und Hinterhof des Institutsgebäudes wurden komplett saniert. Das Gebäude erhielt damit zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg seine ursprüngliche beige Farbgebung wieder. Die denkmalschutzgerechten Arbeiten wurden von April bis Anfang Oktober 2015 durch die Firma MgKON durchgeführt, die für gelungene Fassadensanierungen und Denkmalrekonstruktionen u. a. in Warschau und der für ihre historische Altstadt berühmten Stadt Kazimierz Dolny bekannt ist.

Das Institut ist seit 2002 in einem denkmalgeschützten Stadtpalais untergebracht, das 1877–1878 nach einem Entwurf des Architekten Józef Huss (1846–1904) für die Familie des Senators Jan Karnicki errichtet wurde und daher auch als Pałac Karnickich bekannt ist. Das zweistöckige, mit einer Attika verzierte Palais ist im Neorenaissancestil ausgeführt, weist aber auch deutliche Einflüsse der Berliner Architektur auf. Józef Huss hatte in Berlin studiert, und so mag ihm die nach einem Entwurf von Friedrich Hitzig erbaute Berliner Villa an der Bellevuestraße 10 als Vorbild vor Augen gestanden haben. Das Palais ist ein seltenes Beispiel für ein Warschauer Gebäude, das den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden und seit seiner Entstehungszeit keine wesentlichen Umbauten erfahren hat.

Die Einrichtung des Palais wurde während des Warschauer Aufstands zerstört, die Eigentümer nach dem Krieg enteignet. Anschließend diente das Gebäude als Sitz verschiedener Institutionen (unter anderem der Konsumgenossenschaft WSS „Społem“), die beträchtliche Veränderungen zu Lasten der architektonischen Substanz vornahmen. Im Jahre 1997 erlangte es seinen alten Standard wieder, wurde aber auch erneuert, vor allem in technischer Hinsicht. Im Zuge der Renovierung wurde vor allem ein Teil der Holzdecken gegen feuerfeste Decken ausgewechselt. Die Treppen erhielten ihre einstige Verkleidung aus weißem Carrara-Marmor zurück. Anstelle der ehemaligen Gesellschaftsräume im Südteil des Gebäudes wurde ein neues Treppenhaus mit Fahrstuhl errichtet, das die alte Hintertreppe ersetzte. Auf der Basis erhalten gebliebener Fragmente wurden die Stuckaturen rekonstruiert. Auch die neuen Fußböden ähneln den ursprünglichen. Das Dachgeschoss wurde ebenfalls in seinen anfänglichen Zustand zurückversetzt. Im dritten Stock entstand ein Konferenzsaal. Für seine vorbildliche Sanierung wurde das Gebäude 1999 mit einem Preis im Wettbewerb des Generalkonservators der Republik Polen ausgezeichnet. Nun erstrahlt auch die Fassade wieder in neuem Glanze.

04
Apr
Ausstellung
Bilder des Krieges: Fotoausstellung „Bericht aus der belagerten Stadt Tschernihiw“ in Jena
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