Ein West-Ostgefälle in der Kriminalitätsgeschichte?

Prof. Dr. Volker Zimmermann vom Collegium Carolinum zeigte in seinem Vortrag am 30. Oktober 2018 am Deutschen Historischen Institut Warschau, wie die Diskussionen der ersten offiziellen Statistiken über die Verbreitung von Verbrechen im Deutschen Kaiserreich zu einer zunehmenden Kriminalisierung von polnischen Einwohnern des Reiches führte. Schon zuvor wurde in Fachkreisen eine erhöhte Rate bestimmter Delikte in der Provinz Posen diskutiert, die in Verbindung mit dem höheren Anteil von polnisch sprechenden Einwohnern stand. Der Referent schilderte, wie diese Diskussion ab den 1880er Jahren immer stärker zu einer Wahrnehmung von Polen als Straftäter geführt habe, da die Interpretation von Statistiken von vielen Akteuren zunehmend in Verbindung mit einem vermeintlichen Volkscharakter gesehen wurde. Allerdings betonte der Referent des Dienstagsvortrags auch, dass – wie eine kriminologisch inspirierte Diskussion beweise – in den meisten Bereichen zugleich keine erhöhte Kennziffer für Straftaten in den östlichen Provinzen des Reichs zu erkennen gewesen sei.

04
Apr
Ausstellung
Bilder des Krieges: Fotoausstellung „Bericht aus der belagerten Stadt Tschernihiw“ in Jena
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