Kompendium zur Erinnerung an Flucht und Vertreibung veröffentlicht

Das Handbuch ist Ergebnis einer mehrjährigen internationalen Zusammenarbeit zwischen Prof. Dr. Maren Röger (Universität Augsburg, vormals DHI Warschau), Prof. Bill Niven (University of Nottingham) und PD Dr. Stephan Scholz (Universität Oldenburg), die seit Jahren zur Erinnerungskultur der Vertreibungen forschen. „Flucht und Vertreibung“ der Deutschen aus dem Osten sind seit siebzig Jahren fester Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. In der Bundesrepublik war dieses Gedenken vielfältig und ab den 1960er Jahren politisch stark polarisiert, während in der Deutschen Demokratischen Republik das öffentliche Erinnern unter ideologischen Vorzeichen stattfand, aber doch seinen Raum hatte. Das präsentierte Handbuch gibt erstmals einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Medien und Praktiken, die den deutschen Vertreibungsdiskurs seit Jahrzehnten wesentlich mitbestimmen. Ob Ausstellungen oder Denkmäler, Presse oder Literatur, Film oder Fernsehen, Gedenktage, Heimattreffen oder Straßennamen – sie alle sind nicht nur Speicher, Bühnen oder Vehikel, sondern auch Mitproduzenten von Erinnerung. Von verschiedenen Akteuren werden sie mit unterschiedlichen Zielen verwendet, besitzen aber auch bestimmte Eigenlogiken. Indem der Geschichte von Briefmarken, Hörfunk und Patenschaften in 35 Einzelbeiträgen nachgegangen wird, bietet der Band tiefe Einblicke in die Konjunkturen und Konflikte der deutsch-deutschen Erinnerungsgeschichte nach 1945.
Maren Röger ist seit 2015 Juniorprofessorin für deutsch-ostmitteleuropäische Verflechtungsgeschichte an der Universität Augsburg und zugleich wissenschaftliche Koordinatorin des Bukowina-Instituts. Seit ihrer Dissertation über die deutsch-polnischen Debatten über die Zwangsmigration der Deutschen (erschienen 2011) beschäftigt sie sich intensiv mit der Nachgeschichte von „Flucht und Vertreibung“ und hierbei vor allem mit den medialen Aspekten. Maren Röger war von 2010 bis 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am DHI Warschau im Forschungsbereich „Gewalt und Fremdherrschaft im ‚Zeitalter der Extreme‘“.

Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung. Ein Handbuch der Medien und Praktiken. 452 Seiten. Paderborn; Schöningh 2015 (15. Juli 2015). ISBN: 978-3-506-77266-4.

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