„Österreich-Ungarn und die imperialen Herausforderungen im 19. und frühen 20. Jh.“ – 2. Stiftungskonferenz der Max Weber Stiftung am DHI Warschau

Die internationale Konferenz „Österreich-Ungarn und die imperialen Herausforderungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich, in Europa und in der Welt“ fand vom 28.–30. November 2016 statt. Sie wurde in Kooperation mit dem Grazer Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung durchgeführt. Weitere Partner waren das Touro College Berlin und das GrazMuseum/Stadtarchiv Graz.

Kaum ein Imperium der Neuzeit war ethnisch so divers wie Österreich-Ungarn. Und kaum je waren die mit den verschiedenen Nationalitäten verbundenen Herausforderungen so komplex wie in der Doppelmonarchie: Interessen mussten zwischen Wien und Budapest sowie den regionalen Machtzentren austariert werden; Rivalen wie Deutschland, Russland oder das Osmanische Reich drohten mit der Mobilisierung von ethnisch-religiösen „fünften Kolonnen“; auf dem Balkan und in Italien wollten aufstrebende kleinere Mächte auf Kosten des Habsburgerreichs prosperieren. Und so vielfältig wie die politischen Reaktionen waren auch die Forderungen der Minder- und Mehrheiten nach mehr Teilhabe.
Wie in einem Brennglas lassen sich im Donauimperium die verschiedensten Fragestellungen moderner Imperialismusforschung bündeln. Dies war die inhaltliche Motivation für das DHI Warschau, gemeinsam mit der Max-Weber-Stiftung deren zweite Jahreskonferenz auszurichten und sich „Österreich-Ungarns imperialen Herausforderungen“ zu widmen. Ziel war war es, nicht nur Kakanien zu untersuchen, sondern die dortigen Umstände und Entwicklungen auch mit denen in anderen Imperien zu vergleichen.
Zum Auftakt der Konferenz hielt der Direktor des DHI Warschau Miloš Řezník einen Abendvortrag zum Thema „Österreich-Ungarn – Ein Imperium seiner Völker?“. Zur Konferenz waren auch der Präsident der Max Weber Stiftung, Hans van Ess, der Direktor des GrazMuseums, Otto Hochreiter, sowie der Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Stefan Karner angereist.
Manche sich dabei zeigenden Trends überraschten sogar die Organisatoren: Ob Österreich-Ungarn überhaupt ein Imperium war und ob es „modern“ war – Fragen, die noch vor wenigen Jahren die Diskussion bestimmt hätten – interessierten kaum mehr. Stattdessen dominierte der Blick von unten, zeigten detaillierte Fallstudien beispielsweise, wie flexibel sich Politik vor Ort gestaltete und wie sehr Identitäten nicht in Abgrenzung von Wien, sondern durch die jeweilige regionale ethnische Zusammensetzung geprägt waren.
Ein Sammelband soll 2018 diese und weitere Befunde dokumentieren.
Abstracts und Videos der Konferenzbeiträge stehen auf dem Blog https://habsb.hypotheses.org/ zur Verfügung.

04
Apr
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