Über die Ursprünge der Einheit und Diversität Europas

Gemeinsam mit dem Neritonverlag hat das Deutsche Historische Institut in Warschau soeben einen neuen Band seiner Reihe „Klio w Niemczech“ publiziert. Der Sammelband vereint eine Reihe zentraler Aufsätze des renommierten deutschen Frühneuzeit-Historikers Heinz Schilling in polnischer Übersetzung.

Im Mittelpunkt des aus sieben Beiträgen bestehenden Sammelbandes stehen Überlegungen des Autors über den fundamentalen Einfluss der Reformation und Gegenreformation auf die Gestalt der europäischen Neuzeit. Besondere Aufmerksamkeit wird der Erscheinung der Konfessionalisierung in der frühen Neuzeit in verschiedenen Aspekten gewidmet. So dekonstruiert Schilling den Mythos der Reformation als den einzigen Faktor des strukturellen und geistigen Wandels Europas und unterstreicht die gesellschaftliche und kulturelle Rolle der Konfessionsbildung im lateinischen Christentum zwischen 1550 und 1650. Erst die Verflechtung dieser beiden Erscheinungen habe seiner Meinung nach den religionssoziologischen Typus Europa, so wie er heute definiert ist, geschaffen.

In den Beiträgen wird eingehend untersucht wie die frühneuzeitlichen Prozesse der konfessionellen Trennungen und die verschiedenen Versuche, diese zu überwinden, die politische, kulturelle und religiöse Struktur Europas gestaltet und zur Etablierung solcher modernen Werte wie Toleranz, Dialog und Respekt für Andersartigkeit beigetragen haben, wie sie die Fundamente der heutigen europäischen Identität darstellen. Daneben wird die Korrelation  zwischen der Konfessionalisierung und der Modernisierung analysiert sowie der Einfluss der ersteren auf solche für das moderne Zeitalter typische Verhaltensparadigmen wie Selbstverantwortung, rationales Denken, Selbstdisziplin, Kontrolle der Emotionen.

Heinz Schilling, Jedność i różnorodność Europy we wczesnej epoce nowożytnej: religia-społeczeństwo-państwo,

[Klio w Niemczech, Band 15], Warszawa 2010, 224 S., 33 zł, ISBN 978-8-3754-3152-0

04
Apr
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