Anna Wolff-Powęskas Reflexionen zum Problem des Vergleichens von Nationalsozialismus und Kommunismus

Im Rahmen der Reihe „Dienstagsvorträge“ des DHI Warschau war am 24. April 2018 Anna Wolff-Powęska, emeritierte Professorin der Posener Adam-Mickiewicz-Universität und ehemalige Leiterin des West-Instituts (Instytut Zachodni), zu Gast am DHI Warschau. In ihrem Vortrag „Nationalsozialismus – Kommunismus: Ein Abweichungsprotokoll“ reflektierte die Historikerin und Politologin über die Sinnhaftigkeit des Vergleichs beider Ideologien und ihrer politischen Systeme sowie über die Folgen einer solchen Gegenüberstellung für die politische Kultur und ihre Funktionen in der aktuellen öffentlichen Debatte.

Zum Ausgangspunkt nahm die Expertin für deutsche Geschichte und deutsch-polnische Beziehungen, bis 2017 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des DHI Warschau, den deutschen Historikerstreit der späten 1980er Jahre sowie das in den 1990er Jahren herausgegebene Schwarzbuch des Kommunismus. Innerhalb der europäischen Geschichtswissenschaft wurden beide Ereignisse zum Gegenstand einer Debatte, die in der heutigen Realität stark an Aktualität gewonnen hat. Frau Wolff-Powęska erläuterte unterschiedliche Argumente, die von Historikern und Politikwissenschaftlern für und gegen die These der Vergleichbarkeit von Nationalsozialismus und Kommunismus vorgebracht worden sind. Dabei hob sie hervor, dass zwar der eine wie der andere eine Reaktion auf Demokratie und Moderne gewesen seien, dass es aber zahlreiche Punkte gebe, in denen sich die beiden Ideologien bzw. die verschiedenen Formen ihrer Umsetzung in die Realität unterschieden. Ein zentraler Punkt des Vortrags war die Frage nach der Singularität des Holocaust. Die Historikerin sah eine solche Einzigartigkeit in der Hinsicht gegeben, als nie zuvor in der Geschichte eine Staatsführung die Ermordung eines ganzen Volkes mit allen Mitteln, soweit es ihr möglich war, in die Tat umgesetzt habe. Die genannten Problemfelder standen auch im Zentrum der anschließenden Diskussion mit dem Publikum.

04
Apr
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