14. Lelewel-Gespräch: Die Wikinger in Polen – Siedler, Sklavenjäger oder Krieger?

Joachim-Lelewel-Gespräch

Do. 26.10.2017 | 18:00 Uhr
PD Dr. Dariusz Adamczyk
Warschau

Es diskutieren: Prof. Dr. Władysław Duczko (Pułtusk/Uppsala), Prof. Dr. Andrzej Buko (PAN Warschau), Dr. hab. Błażej Stanisławski (PAN Wrocław), Prof. Dr. Rudolf Simek (Bonn)

Moderation: PD Dr. Dariusz Adamczyk (DHI Warschau)

Das Interesse an der Geschichte der Wikinger ist seit Jahren konstant. Ihre Abenteurerlust und Mobilität sind berühmt, ihre Kampfeslust berüchtigt. Dabei erstreckte sich der Siedlungsraum der Nordmänner zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert teilweise vom mittleren Wolgagebiet im Osten bis nach Neufundland im Westen, von Grönland im Norden bis Kiew im Süden. Ihre Schiffe befuhren ebenso das Kaspische Meer wie den Mittelmeerraum. Es wäre also ziemlich überraschend, wenn ihre Spuren in Polen fehlten.

Die Aktivitäten der Wikinger lassen sich hier in zwei chronologische und regionale Phasen einordnen: Die erste ist ins 9. Jahrhundert zu datieren, wo sich verschiedene Gruppen aus Skandinavien im Küstenbereich niederließen; eine zweite Stufe umfasste seit dem späten 10. Jahrhundert neben dem Siedlungskomplex von Wollin das polnische Binnenland mit Großpolen, Kujawien und Masowien.

Daraus ergeben sich folgende Fragen: Welche Funktionen erfüllten die Wikinger in den frühmittelalterlichen Gesellschaften? Waren sie in der ersten Phase lediglich Händler, oder fungierten sie auch als Sklavenjäger? Inwieweit haben sie im ausgehenden 10. Jahrhundert zur Stabilisierung und Konsolidierung der piastischen Herrschaft beigetragen? Wurden sie von den Piasten mit (unter anderem arabischem) Silber entlohnt?

Das Lelewel-Gespräch soll Antworten auf diese Fragen liefern und damit eines der spannendsten Phänomene der frühmittelalterlichen Geschichte erklären helfen.

Rudolf Simek ist Professor an der Universität Bonn. Zu seinen Forschungsgebieten gehören u.a. germanische Mythologie und Religion, mittelalterliche skandinavische Literatur und die Wikingerzeit. Zuletzt erschien von ihm Vinland! Wie die Wikinger Amerika entdeckten (München 2016).

Prof. Dr. Władysław Duczko ist Archäologe, der jahrelang an Ausgrabungen in Alt-Uppsala teilnahm. Zurzeit arbeitet er an der Humanistischen Akademie in Pułtusk und befasst sich mit der Geschichte der Nordmänner im Ostseeraum und in Osteuropa. Duczko verfasste die Monografie Viking Rus’. Studies on the Presence of Scandinavians in Eastern Europe (Leiden – Boston 2004).

Prof. Dr. Andrzej Buko ist am Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau aktiv. Seine Forschungsinteressen umfassen u.a. die Anfänge des polnischen Staates. Buko ist Autor des Buches The Archaeology of Early Medieval Poland (Leiden – Boston 2008).

Dr. hab. Błażej Stanisławski arbeitet am Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Breslau. Er beschäftigt sich mit der Geschichte der Wikinger im östlichen Europa und verfasste das Buch Jomswikingowie z Wolina-Jómsborga – studium archeologiczne przenikania kultury skandynawskiej na ziemie polskie (Wrocław 2013).

PD Dr. Dariusz Adamczyk ist am Deutschen Historischen Institut Warschau tätig. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die kontinentalen und transkontinentalen Verflechtungen vom 8. bis zum 12. Jahrhundert sowie frühe Herrschaftsbildungen im östlichen Europa. Adamczyk ist Autor der Monografie Silber und Macht. Fernhandel, Tribute und die piastische Herrschaftsbildung in nordosteuropäischer Perspektive (800–1100) (Wiesbaden 2014).

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