Mobilisierte Bilder erzeugen echte Orte: Tourismus und Geschichte im 21. Jahrhundert: Vortrag von Prof. Dr. Valentin Groebner (Luzern)

Vortrag

Di. 15.12.2015 | 18:00 -
Mo. 17.10.2016 | 00:00 Uhr
Warschau

Seit seinen Anfängen in der Mitte des 19. Jh. hat der organisierte Fremdenverkehr zur Historie ein besonderes Verhältnis. Tourismus, heute die drittgrößte Dienstleistungsbranche des Planeten, ist in ihrer modernen Form nicht denkbar ohne das Als ob einer Reise in die Vergangenheit. "Unberührte" Landschaften und "verträumte" Altstädte von früher sind in jedem Fremdenführer und Reisebürokatalog zu finden. Die Überreste des Alten wurden und werden massiv als Materialrepertoire für die Schaffung neuer touristischer Attraktionen genutzt - von renovierten Bauten über neu gestaltete Museen bis hin zu Spektakeln und Inszenierungen einer Epoche, die zwar angeblich vergangen ist, aber am Beginn des 21. Jh. für Standortmarketing offensichtlich unersetzlich. Fragt sich nur: Was ist das eigentlich für eine Vergangenheit als Ressource von Authentizität und Identität, das von den Anbietern touristischer Dienstleistungen so eifrig nachgefragt wird?

Valentin Groebner, geb. 1962, lehrt Geschichte des Mittelalters u. der Renaissance an der Universität Luzern; Arbeit  am Thema der Korruption und politischer Sprache, Bilder extremer Gewalt und der Geschichte von Ausweisen und Steckbriefen ("Der Schein der Person", München 2004); neuere Projekte befassen sich mit der  modernen Inszenierungen von Geschichte ("Das Mittelalter hört nicht auf", 2008),  der Selbstdarstellung der Wissenschaften ("Wissenschaftssprache. Eine Gebrauchsanweisung", 2012; "Wissenschaftssprache digital. Die Zukunft von gestern", 2014);  im August 2015 erscheint ein neues Buch über Werbung im öffentlichen Raum und über den Gebrauch, den sie von Gesichtern macht - "Ich-Plakate. Eine Geschichte des Gesichts als Aufmerksamkeitsmaschine", Fischer Verlag Frankfurt a.M.

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