Prof. Dr. Alfred Haverkamp (Trier): "Juden in den ‚deutschen Landen’ während des späten Mittelalters. Ansätze zu einem Vergleich in europäischer Perspektive"

Vortrag

Di. 15.12.2009 | 18:00 -
Di. 15.12.2009 | 20:00 Uhr
Warschau

Als Raster des Vergleichs dienen Kulturräume, die sich untereinander durch vielfältige kommunikationen beinflussten und Juden und Christen gemeinsam waren. Derart soll die immer noch vorherrschende nationale Betrachtungsweise “aufgehoben” und zugleich die Erkenntnis gefördert werden, dass die Geschichte der Juden gerade wegen der religiösen und insoweit auch kulturellen Differenz zwischen Juden und Christen ein substantieller Bestandteil der lokalen, regionalen und europäischen Geschichte ist. Im Zentrum steht die Geschichte der Juden und somit auch der Beziehungen zwischen Christen und Juden innerhalb des kulturräumlich ebenfalls differierenden deutsch-römischen Reichs in ihren mediterran-europäischen Zusammenhängen vornehmlich für den Zeitraum vom endenden 13. bis zum beginnenden 16. Jahrhundert. Für die Konzeption ist entscheidend, dass damals – abgesehen von der iberischen Halbinsel (mit dem sephardischen Judentum) – die vielfältig geprägte Halbinsel Italien (nebst Sizilien) und die “deutschen Lande” Zentrallandschaften des europäischen Judentums waren. Ebenso zu beachten sind die gleichzeitigen, langfristig überaus wirksamen Verlagerungen jüdischer Existenz vom Westen zum Osten des Kontinents. Zwischen beiden Gegebenheiten bestanden enge Wechselbeziehungen. Als Leitstränge des Vergleichs dienen in unterschiedlicher Berücksichtigung Aspekte der Siedlung und Migration, wirtschaftlicher Tätigkeiten, sozialer und politisch-herrschaftlicher Faktoren, der Religion und Bildung.

Alfred Haverkamp (geb. 1937) war 1970-2005 Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Trier, dort 1996 Gründer des Arye Maimon-Instituts für Geschichte der Juden, das er weiterhin leitet. Er war Gastprofessor in Jerusalem und ist Autor zahlreicher Studien zur Geschichte der Juden im Mittelalter.

 

Kommentar: Prof. Dr. Hanna Zaremska (Instytut Historii PAN / Muzeum Historii Żydów Polskich)

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