Prof. Dr. Matthias Schnettger: "Ein sang- und klangloser Untergang? Das Ende des Alten Reiches in der Wahrnehmung der Zeitgenossen"

Vortrag

Di. 22.10.2013 | 18:00 -
Di. 22.10.2013 | 20:00 Uhr
Warschau

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war die Niederlegung der römisch-deutschen Kaiserkrone durch Franz II. im August 1806 für die deutsche Geschichtswissenschaft nur der Schlusspunkt eines langen, spätestens seit dem 17. Jahrhundert irreversibel gewordenen Auflösungsprozesses.  Der Vor-trag zeichnet ein neues Bild vom Ende des Alten Reichs. Er verfolgt, welche Reaktionen die Ereignisse vom Sommer 1806 bei den Zeitgenossen innerhalb und außerhalb Deutschlands hervorriefen, und lenkt den Blick auf die unterschiedlichen Vorstellungen, die noch zur Zeit seines Untergangs mit dem Alten Reich verknüpft waren. Bis zu seiner Auflösung war es nicht bloß „deutsch“, vielmehr dem Anspruch nach zugleich „heilig“ und „römisch“. Gerade wegen dieser bis in das Mittelalter und die Antike zurückreichenden Traditions-linien, die 1806 abgeschnitten wurden, war das Ende des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation nicht bloß ein Ereignis der deutschen, sondern der europäischen Geschichte.


Matthias Schnettger (geb. 1965) ist seit 2006 Professor für Neuere Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Geschichte Mainz und Gastdozent am Deutschen Historischen Institut in Rom. Er hat zahlreiche Publikationen zur deutschen und europäischen Geschichte der Frühen Neuzeit vorgelegt, darunter seine Habilitationsschrift „‘Principe sovrano‘ oder ‚‘civitas imperialis‘? Die Republik Genua und das Alte Reich in der Frühen Neuzeit (1556-1797)“ (2006), sowie den Sammelband „Epochenjahr 1806? Das Ende des Alten Reichs in zeitgenössischen Perspektiven und Deutungen“ (gemeinsam mit Christine Roll, 2008).

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