Die Geschichte der Warschauer Metro - Auftakt einer neuen Reihe

Zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe unserer Bibliothek unter dem Motto "Tu sie rozmawia" (Hier wird gesprochen) war gestern der bekannte Varsovianist Jakub Jastrzębski zu Gast. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Lesesaal stellte er ein wenig bekanntes Kapitel der Warschauer Verkehrsgeschichte vor. 

Die Realisierungen des jungen Architekten und Stadtplaners Tadeusz Tołwiński prägen bis heute das Warschauer Stadtbild. Ein markantes Beispiel ist das Nationalmuseum. Während des Ersten Weltkriegs dachte Tołwiński über ein modernes Nahverkehrskonzept für die polnische Hauptstadt nach, die sich rasend schnell entwickelnde.

Möglich wurde dies, weil die zarische Verwaltung im Zuge des Ersten Weltkriegs die Stadt verlassen musste, nachdem sie von deutschen Truppen besetzt worden war. Die neuen Besatzer schufen die Rahmenbedingungen für die Erweiterung des Stadtgebiets und überließen die Planung des städtischen Raums weitestgehend der neuen polnischen Selbstverwaltung.

Experten wie Tołwiński nutzten die Gelegenheit, ihr im Ausland gewonnenes Fachwissen für die Erstellung eines vorläufigen Entwicklungsplans für Warschau einzubringen. Ein zentrales Element war die Strukturierung der Infrastruktur für den Nah- und Fernverkehr. Tołwiński hatte in Berlin, London und Paris die dortigen Verkehrskonzepte studieren können. In Bezug auf Warschau kam er zu dem Schluss, dass die dynamische Metropole, die zwar über ein modernes Straßenbahnnetz verfügte, den wachsenden Verkehr innerhalb der Stadt ohne eine U-Bahn schon bald nicht mehr bewältigen würde. Er erstellte detaillierte Planungsvorschläge und ließ sie anschließend von renommierten Verkehrsplanern aus Deutschland, wo er studiert hatte, erfolgreich begutachten.

Tołwińskis Konzeption war über Jahrzehnte vergessen und wurde erst vor einigen Jahren von Jakub Jastrzębski wiederentdeckt. Er konnte zeigen, dass sie die Grundlage für alle späteren Projekte bildeten - auch jener viel besser bekannten aus der Zeit des Stadtpräsidenten Stefan Starzyński.

Die nächste Möglichkeit die Bibliothek als Veranstaltungsort kennenzulernen bietet sich bereits am 26. Februar beim nächsten Treffen der Reihe "Tu sie rozmawia". Diesmal wird DHI-Warschau-Stipendiat Mykola Riabchuk zu Gast sein.

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