Die verwaiste Synagoge im städtischen Raum – wie setzen wir uns mit ihr auseinander? Auf den ersten Blick ist dies eine Frage, die in den Rahmen des zeitgenössischen, im nordamerikanischen Kontext entwickelten Konzepts der Critical Heritage Studies fällt. Allerdings befinden sich die in Augenschein genommenen Synagogen vor allem in Mittel- und Osteuropa, in verschiedenen polnischen Regionen, Litauen, der Tschechischen Republik, Kroatien, Ungarn, den westrumänischen Städten Oradea und Timişoara sowie in der Ukraine und Weißrussland.
Dafür musste das Forschungskonzept in vielerlei Hinsicht an die regionalen Spezifika angepasst werden: Es lassen sich eine Reihe von Prozessen beobachten, die bisher wenig beschriebene Phasen, Dynamiken und Intensitäten aufweisen und durch Phänomene wie Entdämonisierung, Entideologisierung und Kontextualisierung, aber auch durch Aneignung, Korrektur- oder Verbesserungsversuche der Erhaltungspraxis gekennzeichnet sind. Der Band versammelt Analysen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven – von transnationalen Ansätzen über Konzepte von Fachleuten bis hin zu Berichten lokaler Initiativen.
CHRISTHARDT HENSCHEL, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DHI Warschau.
RUTH LEISEROWITZ, Stellvertretende Direktorin am DHI Warschau und Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Humboldt Universität zu Berlin.
KAMILA LENARTOWICZ, NEELE MENTER, ZUZANNA ŚWIATOWY, Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa an der Technischen Universität.
Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau 49
320 S., zahlr. Abb., geb.
ISBN 978-3-944870-90-8