Das DHI Warschau zu Gast in Boston

Die Association for Slavic, East European, and Eurasian Studies (ASEEES) veranstaltet jedes Jahr im Herbst eine internationale Konferenz, die ein fruchtbares Forum für den Austausch von Informationen und Ideen bietet, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt zu fördern. Die diesjährige ASEEES Convention, die vom 6. bis 9. Dezember 2018 in Boston stattfand und unter dem Thema „Performance“ stand, bildete die 50. Jubiläumsveranstaltung dieser Art und feierte zugleich das 70-jährige Bestehen der ASEEES. An der Konferenz mit über 450 Panels, mehr als 100 Roundtable-Gesprächen und zahlreichen Begleitveranstaltungen nahmen sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DHI Warschau aktiv teil.

Der Forschungsbereich „Regionalität und Regionsbildung“ (Maria Cieśla, Sabine Jagodzinski, Aleksandra Kmak-Pamirska und Zdeněk Nebřenský als Chair) präsentierte Aspekte seiner Forschungsprojekte in dem Panel „Creating Regions: Case Studies of Lower Lusatia, Royal Prussia, and the Grand Duchy of Lithuania from the 17th to 20th Centuries”. Florian Riedler (Universität Gießen) stellte in seinem Kommentar dazu die Spezifika des verbindenden regionalen Zugriffs der Projekte heraus, die sich in den Forschungsfeldern Geschichte, Kunstgeschichte und Jüdische Geschichte verorten.

Als Expertin für jüdische Studien im Großfürstentum Litauen beteiligte sich Maria Cieśla im Rahmen eines Roundtables an einer Diskussion über Adam Tellers 2016 ins Englische übersetztes Buch „Money, Power, and Influence in Eighteenth-Century Lithuania: The Jews on the Radziwiłł Estates" (Stanford University Press).

Sabine Jagodzinski wirkte darüber hinaus als Kommentatorin im Panel “Transottomanica: Performing Cross-Border Contacts between Eastern Europe and the Ottoman Empire, 17th-19th Centuries” mit. Darin wurden die Zirkulation von Objekten und Ideen in der „Transosmanischen Kontaktzone“ diskutiert, die sich zwischen dem Habsburger, Russischen und Osmanischen Reich, der Polnisch-Litauischen Rzeczpospolita sowie dem Krimkhanat und den Fürstentümern Moldau, Walachei und Siebenbürgen als osmanische Vasallenstaaten erstreckte.

Zum Thema „Monasteries, Network-hubs and Business-incubators: New Approaches to the History of Prisons in Russia, Prussia, and Poland” diskutierte Felix Ackermann gemeinsam mit Matthias Kaltenbrunner (Universität Wien) und Ekaterina Makhotina (Universität Bonn) über Gefängnisse als soziale Räume, die nicht abgesondert von der weiteren Gesellschaft existieren, sondern sich in deren Zentrum befinden. Ekaterina Makhotina zeigte dies anhand von Klostergefängnissen im Russland des 18. Jahrhundert. Felix Ackermann analysierte einen Aufstand von Lemberger Strafgefangenen im Jahre 1902 und unterstrich, dass die beengten Räumlichkeiten des ehemaligen Brigittenklosters eine umgehende Beruhigung des Aufstands durch die Gefängnisverwaltung verhindert hätten. Matthias Kaltenbrunner, der bis Juni 2018 Stipendiat am DHI Warschau war, zeigte, wie Netzwerke ehemaliger Strafgefangener die informellen Märkte von gebrauchten Autos zu Beginn der 1990er Jahre prägten.

Mit Sabine Stach war außerdem der Forschungsbereich „Funktionalität von Geschichte in der Spätmoderne“ präsent. Im Panel „History in Tourism - Tourism in History: Performative Perspectives on Touristic Interactions“ diskutierten Magdalena Banaszkiewicz (Jagiellonen-Universität Krakau), Pavel Mücke (Institut für Zeitgeschichte in Prag) und Sabine Stach über performative und narrative Authentisierungsstrategien von Touristenführern von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart. Darüber hinaus moderierte Sabine Stach das Panel „The Government of Dis/ability in Socialist Central Eastern Europe”, in dem vergleichende Ansätze der Kindheitsgeschichte mit Blick auf psychisch bzw. soziale Devianz im Mittelpunkt standen.

Unter den Teilnehmenden der ASEEES-Jahrestagung waren auch ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie viele Kooperationspartner des DHI Warschau.

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