Room for Manoeuvre in State Socialism

Als Abschluss eines dreijährigen Projekts unter der Leitung von Klaudia Kraft und Jerzy Kochanowski fand vom 22. Bis zum 23. November 2018 die Konferenz "Room for Manoevre in State Socialism" statt. Projektbeteiligte aus Polen, Deutschland, der Slowakei, der Tschechischen Republik und den USA hatten dank der Unterstützung des Deutschen Historischen Instituts, dem Gastgeber dieser Veranstaltung, Gelegenheit, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren, welche anschließend von einzelnen Experten kommentiert wurden. Finanziert wurde das Projekt im Rahmen des Beethoven-Stipendiums vom National Science Center und der DFG.

Die Debatte wurde durch einen Einführungsvortrag von Prof. Dr. Pavel Kolář von der Universität Konstanz eröffnet, der auf äußerst suggestive Weise, auch unter Bezugnahme auf seine persönliche Erfahrung, verschiedene Dimensionen der Freiheit im sozialistischen System und während der Transformationszeit diskutierte. Das erste Panel widmete sich den Räumen der Freiheit, die wörtlich und/oder metaphorisch die Gebiete der Peripherie umfassten. Die Vorträge hielten der Reihe nach: Jerzy Kochanowski über das Phänomen Zakopane in der Gomułka-Zeit, Markus Krzoska über die Einwohner der rund um die Braunkohlemine liegenden Dörfer nahe Bogatynia und Dušan Segeš über die Einstellung der Preszówer Bauern zur Kollektivierung.

Am zweiten Tag suchten die Referentinnen und Referenten die Räume der Freiheit vor allem bei gesellschaftlichen Akteuren wie alleinstehenden Müttern (Jakub Gałęziowski) und Adoptivfamilien (Barbara Klich-Kluczewska). Das zweite Panel widmete sich verschiedenen Formen der „Bewältigung“ der Realität im sozialistischen Staat und während der Übergangszeit in lokalen Bauerngemeinschaften aus Golzow (Maria Hetzer) und Slušovic (Martin Jemelka) sowie bei den Hochländern aus Zakopane (Juraj Buzalka).

Schließlich wurden verschiedene Kommunikationswege diskutiert, die ebenfalls als Räume der Freiheit verstanden werden können. Matthias Barelkowski stellte die Kurzwellenradio-Gemeinschaft und die „Theodore Weeks“ der Esperantisten vor. Beiden Gruppen gelang es, Formen der Zusammenarbeit und des Gedankenaustauschs zu schaffen, die zwar teilweise von den Behörden kontrolliert wurden, ihnen allerdings nicht vollständig zugänglich waren. Przemysław Mrówka hingegen stellte die Bedeutung des Dollars in der Volksrepublik Polen vor – auch als Kommunikationsmittel.

Unter den Kommentatoren waren Wissenschaftler wie Muriel Blaive, Ulf Brunnbauer, Dobrochna Kałwa, Agnieszka Kościańska, Iwona Kurz, Thomas Lindenberger, Ewelina Szpak und Zsuzsanna Varga. Mit ihren Kommentaren trugen sie nicht nur zu einer lebhaften Diskussion bei, sondern beleuchteten zudem diverse theoretische, methodische und inhaltliche Aspekte, die bei der Veröffentlichung einer Publikation nach der Konferenz sicherlich Berücksichtigung finden werden. Eine Einführung in die Konferenz sowie ein zusammenfassendes Schlusswort lieferte Claudia Kraft.

04
Apr
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