Prof. Rudolf Jaworski: Konfession als Faktor nationaler Identifikation in Ostmitteleuropa im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts

"Konfession als Faktor nationaler Identifikation in Ostmitteleuropa
im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts"

In Ostmitteleuropa, wo ca. 16 verschiedene Nationalitäten und eben soviele Konfessionen bis zum Ersten Weltkrieg und darüber hinaus in einem bunten Gemisch zusammen- bzw. durcheinander gelebt haben, sind die Wechselwirkungen zwischen konfessionellen und nationalen Zugehörigkeiten besonders evident, wenn auch keineswegs naturwüchsig. So gab es hier keine generelle Deckungsgleichheit zwischen beiden Sphären. Charakteristisch waren seit dem 19. Jahrhundert vielmehr bewußt gesuchte Wahlverwandschaften, wobei die Initiative stets vonseiten nationalpolitischer Bestrebungen ausgegangen ist. Während aber die nationalen Formierungsprozesse im neuzeitlichen Ostmitteleuropa auch unter vergleichenden Gesichtspunkten mittlerweile schon recht gut aufgearbeitet sind, stehen entsprechende Forschungen zur modernen Konfessionsgeschichte - nicht nur - für diese Region insgesamt noch am Anfang, so dass zur Zeit nur vorläufige Reflexionen über die beiderseitigen Verbindungslinien möglich sind.

Prof. Dr. Rudolf Jaworski

(Jg. 1944), 1966-1971 Studium der Germanistik, Geschichte und Psychoanalyse an den Universitäten in Tübingen und Wien; 1975-1984 Assistent und 1984-1987 Dozent am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Tübingen; seit 1987 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität in Kiel.

Arbeitsschwerpunkte: Vergleichende Geschichte Ostmitteleuropas im 19. und 20. Jh.; neuere Geschichte Polens und der böhmischen Länder, insbesondere Nationsbildung, Minderheitenfragen, deutsch-polnische und deutsch-tschechische Beziehungen, Gedächtniskulturen.

Buchveröffentlichungen zur polnischen Geschichte

  • Handel und Gewerbe im Nationalitätenkampf. Studien zur Wirtschaftsgesinnung der Polen in der Provinz Posen (1871-1914), Göttingen 1986 [poln. Version: "Swój do Swego. Studium o kształtowaniu się zmysłu gospodarności Wielkopolan 1871-1914", Poznań 1998].
  • zusammen mit Bianka Pietrow-Ennker (Hg.): Women in Polish Society, New York 1992.
  • (Hg.): Nationale und internationale Aspekte der polnischen Verfassung vom 3. Mai 1791, Frankfurt/M. 1993.
  • zusammen mit Marian Wojciechowski (Hg.): Deutsche und Polen zwischen den Kriegen. Minderheitenstatus und Volkstumskampf im Grenzgebiet. Amtliche Berichterstattung aus beiden Ländern, 2 Bde., München 1997.
  • zusammen mit Witold Molik (Hg.): Miasto na pocztówce. Poznań na tle porównawczym, Poznań 1999.
  • zusammen mit Christian Lübke u. Michael G. Müller: Eine kleine Geschichte Polens, Frankfurt/M. 2000.
  • zusammen mit Witold Molik (Hg.): Denkmäler in Kiel und Posen, Kiel 2002.
  • zusammen mit Jörg Hackmann u. Jan Piskorski (Hg.): "Deutsche Ostforschung" und "polnische Westforschung" im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik, Osnabrück 2002 (in Druck).
01
Feb
Ausstellung Podiumsdiskussion
Ausstellung: Bericht aus der belagerten Stadt Tschernihiw
Mehr lesen