Verräumlichung der Gesellschaft: Wohlfahrtseinrichtungen in Industriestädten Zentraleuropas
Bearbeiter: Zdeněk Nebřenský
Das Projekt beschäftigt sich mit dem Aufbau von Wohlfahrtseinrichtungen in kleinen Industriestädten Zentraleuropas in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Zusammenhang mit den damaligen Diskussionen über die soziale Frage und vor dem Hintergrund der Kritik am Wirtschaftsliberalismus werden die historischen Bedingungen untersucht, unter denen Einrichtungen wie Volksbäder und -küchen, Kommunalwohnungen, Krankenhäuser, Kindergärten oder öffentliche Bibliotheken in kleineren Provinzstädten des Deutschen, Russischen und des Habsburger Reiches aufgebaut wurden. Das Projekt widmet sich der Frage, inwiefern der industrielle Paternalismus, die Sozialgesetzgebung und die Forderungen der Arbeiterbewegung den Aufbau solcher Wohlfahrtseinrichtungen anregten. Des Weiteren wird danach gefragt, inwieweit der Aufbau dieser Einrichtungen vom Wissenstransfer von West- nach Osteuropa beeinflusst war und wie stark er von den speziellen örtlichen Gegebenheiten geprägt war. Wie passten sich Wohlfahrtseinrichtungen in den städtischen Raum ein? Wie verlief der Aufbau von Wohlfahrtseinrichtungen? Wie stellten sich die Beteiligten – städtische Beamte, Experten, Unternehmer, Einwohner – Wohlfahrtseinrichtungen als spezifische Räume vor, wie wurden sie wahrgenommen, wie eigneten sich die Menschen diese Räume an?
Das Projekt untersucht den Aufbau von Wohlfahrtseinrichtungen nicht nur als philantropische, paternalistische oder pragmatische Initiative einzelner Unternehmer und Stadtgemeinden, sondern auch im Rahmen der Sozialpolitik des imperialen Staates. Die Relevanz des Projektes besteht darin herauszuarbeiten, ob bzw. welche Synergieeffekte sich durch ein Zusammenwirken zwischen Imperium, Stadt und Privatunternehmen ergaben. Auf einer allgemeineren Ebene soll das Projekt aufzeigen, wie solches Zusammenwirken zum Wandel zentraleuropäischer Städte beitrugen.
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