Zwischen kultureller und sozialer Konstruktion – Regionsmacher in (Ost)Mitteleuropa

Vom 13. bis 15. Mai 2019 fand in den Räumlichkeiten des DHI in Warschau die vom Forschungsbereich „Regionalität und Regionsbildung“ organisierte Tagung „Regionsmacher in (Ost-)Mitteleuropa“ statt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Polen, Ungarn, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Tschechien, Österreich sowie Großbritannien kamen zusammen, um über Akteure der Regionsbildung zu diskutieren. Grundlage des Tagungsvorhabens bildete dabei die in der Forschung seit den 1990er Jahren bestehende Überzeugung, dass Regionen nicht nur geophysische und naturräumliche Gegebenheiten, sondern vor allem auch Ergebnis kultureller und sozialer Konstruktion sind. Vor diesem Hintergrund sollte gefragt werden, von welchen Akteuren und Akteursgruppen unter welchen historischen Voraussetzungen, mit welchen Motivationen und Praktiken Regionen geformt werden, und zwar sowohl in diskursiver als auch in struktureller Hinsicht. Als Akteure verstanden wurden dabei zentrale, regionale, lokale Personen bzw. Verbände aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft sowie bestimmte soziale, religiöse oder ethnische Bevölkerungsgruppen. Im Rahmen der Tagung fanden 22 Vorträge in sechs thematischen Sektionen statt.

Das erste Panel zu Regionskonzepten führte inhaltlich in das Thema der Regionalität ein und demonstrierte den auch im weiteren Verlauf der Konferenz gezeigten vielseitigen Bezug auf verschiedene geographische Regionen in (Ost-)Mitteleuropa. Die folgenden vier Panels widmeten sich den unterschiedlichen Kategorien von Regionsmachern. Untergliedert in „Eliten“, „Architekten“, „Wissenschaftler“ und „Politische Aktivisten“ skizzierten die Vorträge ein vielschichtiges Bild der Regionsmacher des 17.–20. Jahrhunderts und zeigten die Prozesse und individuellen regionalen Ausprägungen auf, die ihre jeweiligen Regionen erhielten. Das abschließende Panel „Regionsmacher zwischen Narration und Imagination“ erweiterte das Tagungsprogramm um die Komponente der Selbst- und Fremdwahrnehmung und ermöglichte einen Einblick in die Auseinandersetzung mit den Phänomenen Regionalität und Identität.

In seinem Abendvortrag „The Entangled Carpathians: British Travellers and Local Knowledge – 1860-1914” entfaltete James Koranyi (Durham) am Ende des ersten Konferenztages ein lebhaftes Panorama der (britischen) Reisebewegung. Abenteurer, Freiheitssucherinnen, Wissenschaftler und Touristen machten sich im späten 19. Jahrhundert in Richtung der Karpaten auf. Anhand dessen stellte Koranyi die Frage, in welche Zusammenhänge diese Reisebewegung eingebettet und wie sie historisch ausgewertet werden kann.

Jede der Sektionen sowie der Abendvortrag wurden mit einer lebhaften, disziplinenübergreifenden Diskussion und zahlreichen weiterführenden Fragen abgeschlossen.

04
Apr
Ausstellung
Bilder des Krieges: Fotoausstellung „Bericht aus der belagerten Stadt Tschernihiw“ in Jena
Mehr lesen