15. Lelewel-Gespräch: Schloss ohne Sammlung – Sammlung ohne Schloss. Zum heutigen Umgang mit dem architektonisch-künstlerischen Erbe der frühen Neuzeit

Joachim-Lelewel-Gespräch

Wed. 06.12.2017 | 18:00 o' clock
Dr. Sabine Jagodzinski
Warschau

Es diskutieren:

Prof. Dr. Kilian Heck, Professor für Kunstgeschichte, Universität Greifswald
Prof. Dr. Tomasz Torbus, außerordentlicher Professor für Kunstgeschichte, Universität Danzig
Dr. Samuel Wittwer, Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam

Moderation: Dr. Sabine Jagodzinski, DHI Warschau

EINLADUNG

Der Umgang mit Schlössern und Landsitzen sowie deren in unterschiedlichem Grad erhaltenen Kunstsammlungen des 17. und 18. Jahrhunderts gestaltet sich von Fall zu Fall unterschiedlich. Die Art der Kontextualisierung und Vermittlung des kulturellen Erbes verkompliziert sich noch bei Regionen, die von territorialen Verschiebungen besonders betroffen waren, wie z.B. Schlesien oder Preußen. Dieses Thema wird nicht nur in Deutschland und Polen, sondern auch innerhalb der Kunstgeschichte und Denkmalpflege zuweilen kontrovers diskutiert. Das Grundproblem ist dabei der Verlust des ursprünglichen Kontexts, seien es der zerstörte Raum oder die dislozierten Kunstgegenstände. Vertreter der universitären wie der „angewandten“ (z.B. musealen) Kunstgeschichte werden u.a. folgende Aspekte erörtern:
Welche Möglichkeiten der Bewahrung und Präsentation kommen in Frage, wenn nur noch Teile einer Sammlung vorhanden sind? Sollen ursprüngliche Zusammenhänge – komplett oder partiell – wiederhergestellt werden? Was spricht – abgesehen vom Erhaltungszustand oder den Umständen des Verlusts – für oder gegen die behutsame Konservierung oder die teilweise bzw. vollständige Rekonstruktion der beschädigten baulichen Hülle? Schließlich stellt sich in Bezug auf die Nutzung sowohl für Sammlungen als auch für Schlösser die Frage: wie können erhaltene, rekonstruierte oder komplett neue Raum-Objekt-Bezüge der Öffentlichkeit vermittelt werden? Sie betrifft sowohl den Bereich der musealen Präsentation als auch die Wirkung umfunktionierter Adelssitze auf die Umgebung.

Prof. Dr. Kilian Heck ist Professor für Kunstgeschichte am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald und Erster Vorsitzender des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Kunstgeschichte des 15.–18. Jh.s vor allem im Ostseeraum und in Ostmitteleuropa, Schlossarchitektur und Landschaftsgärten sowie Kunst im Kontext. Er ist Herausgeber (zusammen mit Sabine Bock und Jana Olschewski) des Bandes Schlösser und Herrenhäuser der Ostseeregion. Bausteine einer europäischen Kulturlandschaft (Schwerin 2017).

Prof. Dr. Tomasz Torbus ist Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität Danzig und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig. Er hat zu Burgen im Deutschordensland Preußen, zur Hofkultur der Jagiellonen sowie zur Ideologisierung von Kunst im 19. und 20. Jh. gearbeitet. Sein aktuelles Forschungsprojekt behandelt die sog. „polnische Schule“ der Denkmalpflege und Rekonstruktionsprojekte in Polen seit dem 19. Jh. Als Monografie erschien zuletzt Das Königsschloss in Krakau und die Residenzarchitektur unter den Jagiellonen in Polen und Litauen (1499–1548). Baugeschichte, Funktion, Rezeption (Ostfildern 2014).

Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Der Kunstwissenschaftler und Restaurator ist Spezialist für Porzellan und Keramische Sammlungen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen höfische Interieurs des 17.–19. Jh.s sowie die historischen Sammlungs- und Einrichtungskonzepte der preußischen Schlösser in Potsdam, Berlin und Brandenburg. Kürzlich erschien von ihm zum Thema: „Traumfabrik mit Bildungsauftrag. Schlösser der Republik zwischen Umnutzung, Rekonstruktion und methodischer Ausstattung“, in: Arsprototo. Das Magazin der Kulturstiftung der Länder, 1/2016, S. 20–26.

Dr. Sabine Jagodzinski ist Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Warschau. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen adlige und höfische Repräsentationskulturen der Frühen Neuzeit in Ostmitteleuropa. Ihr aktuelles Forschungsprojekt behandelt unter diesem Aspekt das Königliche und Herzogtum/Königreich Preußen. Zuvor verfasste sie die Monografie Die Türkenkriege im Spiegel der polnisch-litauischen Adelskultur. Kommemoration und Repräsentation bei den Żółkiewski, Sobieski und Radziwiłł (Ostfildern 2013).

01
Feb
Exhibition Podiumsdiskussion
Ausstellung: Bericht aus der belagerten Stadt Tschernihiw
Read more