Buchvorstellung der polnischen Ausgabe von Niels Gutschows Buch „Ordnungswahn. Deutsche Architekten planen im eingedeutschten Osten“

Fot. M.Kaczyński © / CK ZAMEK

Am 27. Januar 2023 fand im Centrum Kultury Zamek in Posen (Poznań) eine Vorstellung der polnischen Ausgaben von Niels Gutschows Buch „Ordnungswahn. Deutsche Architekten planen im eingedeutschten Osten“ statt. Aleksandra Paradowska (Kunstuniversität Posen) und Christhardt Henschel (DHI Warschau) diskutierten mit Piotr Korduba (Universität Posen) über die Bedeutung von Gutschows Pionierarbeit für deutschen und polnischen Sprachraum. In den letzten Jahren steigt das Interesse polnischer Forscher*innen an den architektonischen Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten in Polen. Es lässt sich nicht nur in den ehemals deutschen Gebieten finden, sondern auch in jenen Teilen Polens, die unter deutscher Besatzung annektiert wurden oder Teil des Generalgouvernements waren. Gutschow hat mit seiner Arbeit gezeigt, dass Architektur und Städteplanung ein wichtiger Teil der Besatzungspolitik waren, der nicht losgelöst von den NS-Verbrechen und dem Völkermord zu denken ist. Angesichts des Holocaust-Gedenktags wurde dieser Aspekt, den Gutschow anhand der Planungen zur Stadt, Lager und Industriekomplex Auschwitz behandelt, in der Diskussion besonders gewürdigt. Gutschow wies außerdem nach, dass hier ganz „normale“ Architekten am Werk waren, die den Krieg als Karrierechance begriffen und die sich ihnen bietenden Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume aktiv nutzten.

Posen ist heute eines der akademischen Zentren zur Erforschung des NS-Bauerbes in Polen. Das wachsende öffentliche Interesse am Thema zeigte sich auch am regen Besuch der Veranstaltung.  Der Veranstaltungsort, das ehemalige Königliche Residenzschloss, ist selbst ein prominentes Beispiel der NS-Architektur in Polen und dem Umgang mit ihr nach 1945. Errichtet zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurde es unter Albert Speer zu einer „Führerresidenz“ und Amtssitz des Reichsstatthalters Arthur Greiser umgebaut. Nach Kriegsende ursprünglich zum Abriss vorgesehen, wurde es mehrmals umgestaltet und beherbergte verschiedene öffentliche Institutionen. Seit den 1960er Jahren ist hier das Centrum Kultury Zamek untergebracht, das eine wichtige Rolle im kulturellen Leben der Stadt spielt. In den letzten Jahren wurde das Gebäude einschließlich der NS-Umbauten aufwändig restauriert.

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