Gewalt und Alltag im besetzten Polen

Anlässlich des 70. Jahrestags des Beginns des Zweiten Weltkriegs laden das Deutsche Historische Institut in Warschau und das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig am 20. bis 22. 11. 2009 zu einer gemeinsamen, hochkarätig besetzten internationalen Konferenz ein.

„Gewalt und Alltag im besetzten Polen”
20. - 22. 11. 2009, Beginn 9.30 Uhr
Konferenzsaal, III. Stock
Deutsches Historisches Institut
Aleje Ujazdowskie 39
Warschau

Konferenzprogramm - PDF 

Die Konferenz setzt sich mit der bisher (besonders im Westen) weit verbreiteten These auseinander, dass der Zweite Weltkrieg erst durch den Deutschen Einmarsch in die Sowjetunion im Juni 1941 zum Vernichtungskrieg wurde. In Wirklichkeit markierte schon der deutsche Überfall auf Polen im September 1939 den Auftakt zum Vernichtungskrieg: Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und Wehrmachtseinheiten ermordeten Tausende polnische und jüdische Zivilisten und Kriegsgefangene. Das Land geriet in der Folge für mehrere Jahre unter deutsche und sowjetische Besatzung. Damit einher ging ein radikaler Wandel der Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung. Gewalt in Form von Deportationen, ethnische Säuberungen und Massenmord war im gesamten besetzten polnischen Gebiet an der Tagesordnung.

Diese Ereignisse stehen einer anderen gängigen These entgegen: dass der "Polenfeldzug" der Wehrmacht ein “sauberer Krieg” gewesen sei und die Wehrmacht nur polnische kämpfende Soldaten und keine Zivilisten getötet habe. Bisher wurde die verbrecherische Kriegsführung (besonders in der westlichen Historiographie) insbesondere den “diabolischen” SS-Einheiten zugeschrieben.

In den östlichen und westlichen Gebiete der Zweiten Polnischen Republik hatten es das deutsche und das sowjetische Regime überwiegend nicht mit einer homogenen Bevölkerung zu tun, sondern mit einer ethnisch, kulturell und religiös vielfältigen Gesellschaft. In Zentralpolen, Großpolen und weiten Teilen Pommerns stellten Polen etwa 90 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Besatzungsmächte bestimmten das Ausmaß des staatlichen Terrors anhand der Verteilung von Nationalitäten und Klassen, nutzten bereits bestehende und schufen neue Konflikte. Gewalt und Angst vor Gewalt bestimmten im Ergebnis den Lebensrhythmus der Bewohner des besetzten Landes. Untergrundbewegungen erhielten regen Zulauf und wagten den gewaltsam-militärischen Widerstand (z.B. die Aufstände in Warschau 1943 und 1944).

Die in der őstlichen und westlichen Geschichtsschreibung seit jeher kontrovers diskutierten Themen wie der Ghettoaufstand und der Warschauer Aufstand werden in der Konferenz u.a. durch solch prominente Referenten wie Sara Bender (Haifa), Andrzej K. Kunert (Warschau), Dieter Pohl (München), Timothy S. Snyder (Yale) analysiert.
 
Die Konferenz untersucht  ausführlich den Alltag der von der Besatzungsgewalt betroffenen Bevölkerung. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Ziele und Ausrichtung der Politik des Dritten Reiches und der Sowjetunion, auf die Strukturen der Besatzungsmächte, die ethnischen Konflikte, Gewalt- und Widerstandsformen sowie die Alltagserfahrungen in den besetzten Städten gerichtet.

Die Konferenz wird simultan deutsch-englisch-polnisch übersetzt. Wir bitten Sie, Ihre Teilnahme bis zum 19.11.2009 unter  dhi(at)dhi.waw.pl oder unter 22- 525 83 00 zu bestätigen

Weitere Auskünfte erteilt: Kasia Shannon (shannon(at)dhi.waw.pl), Tel.: 22- 525 83 00

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