Forschungspraktikum am DHI Warschau

v.l. Jannick Piskorski, Frederike Hoppmann, Gregor Christiansmeyer

Nachdem im Frühjahr zwei Praktikanten ihre Aufgabenstellungen im Homeoffice zu Ende führten, unterstützten seit August wieder drei Praktikant/innen die Forschungsarbeiten. Einer von ihnen war Gregor Christiansmeyer, Student der Geschichte und Globalen Politik in Göttingen. Sein zweimonatiges Forschungspraktikum am DHI Warschau nutzte er unter anderem für Recherchen zu seiner Masterarbeit zum Deutsch-Polnischen Jugendwerk als erinnerungskulturellem Akteur. Hier sein Bericht aus kurz vor Ende seines Aufenthalts:

„Dzień dobry i witam serdecznie!“, begrüßte mich Mitte August eine Mitarbeiterin des DHI Warschau herzlich. Soeben hatte ich eine nächtliche Bahnreise aus Göttingen hinter mich gebracht und freute mich nun, mit Ko er und Alltagsmaske ausgestattet den Weg vom Bahnhof Warszawa Centralna zum Deutschen Historischen Institut gefunden zu haben. Nur kurze Zeit und viel positive Energie später begann – gemeinsam mit meinem Mitpraktikanten Jannick Piskorski – die Führung durch das Haus, wobei wir auch die dritte Praktikantin im Bunde, Frederike Hoppmann kennenlernten.

Ein wichtiger Ort für unsere Zeit in Warschau sollte die Institutsbibliothek werden. Der Lageplan für Kellerräume, Erdgeschoss und Obergeschoss würde in den folgenden Wochen noch oft zum Einsatz kommen: Sei es auf der Jagd nach einer bibliographischen Angabe für die Redaktion eines Aufsatzes, bei der inhaltlichen Recherche für aktuelle Institutsprojekte oder zwecks eigener Vorhaben. Während Frederike Hoppmann sich für eine Hausarbeit mit Literatur zum Thema Globalisierung ausstattete, las sich Jannick Piskorski in die Geschichte des Chopin-Wettbewerbs und die polnisch-preußische Wissenschaftsgeschichte ein. Ich hingegen stellte mir eine kleine Bibliothek zur Geschichte der deutsch-polnischen erinnerungspolitischen Beziehungen auf meinem Schreibtisch zusammen – Literatur für meine Masterarbeit zum Deutsch-Polnischen Jugendwerk als erinnerungspolitischem Akteur. Um eben diesen Schreibtisch herum entstand der zweite elementare Ort für uns. Hier im Praktikantenbüro schlug das andere Herz unseres Praktikantendaseins. Unter den historischen Leuchtern des Karnicki-Palais' befanden sich unsere Arbeitsplätze sowie ein großer Vorrat an Konferenzmaterialien. Dass der Großteil der Veranstaltungen während unserer Praktikumszeit aufgrund der Corona-Pandemie verschoben oder digitalisiert werden musste, wirkte sich auch auf unsere Praktikumstätigkeiten aus. Zwar bekamen wir dadurch weniger von diesem Teil der außeruniversitären Forschungstätigkeit mit, tauchten aber stattdessen in vielen anderen Bereichen tief in das wissenschaftliche Arbeiten ein. Aus Sicht von Frederike Hoppmann war es besonders wertvoll, die Arbeitstage selbstständig strukturieren zu können. Jannick Piskorski hat sich zudem die entspannte Arbeitsatmosphäre eingeprägt, die ihn dabei unterstützte, sich schnell in neue Thematiken einzuarbeiten.

Diese Atmosphäre wurde aber nicht nur im Praktikantenbüro, sondern auch von den Mitarbeitenden des Instituts geprägt, mit denen wir eng zusammenarbeiteten. Die Herzlichkeit meiner Begrüßung sollte für keinen von uns eine Ausnahme bleiben: Bei der Anleitung zum Vertiefen des wissenschaftlichen Arbeitens, der inhaltlichen, sprachlichen und formellen Redaktion von Beiträgen für Zeitschriften oder Sammelbände, dem Erstellen von Bibliographien mit Citavi oder der Diskussion der aktuellen Forschungsprojekte – immer wieder wurden uns die Herangehensweisen mit viel Verständnis näher gebracht und unsere Meinung erbeten. Nicht zuletzt waren die Mitarbeitenden auch immer wieder kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in unseren eigenen Themenstellungen: Mit meinem Forschungsthema rannte ich beispielsweise offene Türen ein und erhielt zahlreiche Angebote zur Diskussion. Ob so konkret oder noch eher auf der Suche nach Themen war und blieb der Austausch doch für alle von uns bereichernd.

Nicht zuletzt bot das Praktikum auch eine ganze Reihe von konkreten Perspektiven mit Blick auf ausstehende Abschlussarbeiten: Neben der Bibliothek und der Beratung durch die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte ich von hieraus ebenfalls das Archiv des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes nutzen und freute mich, meine Arbeit auf diese Art auch ganz konkret voranbringen zu können. Dies wäre mir so ohne das Angebot des DHI Warschau sicherlich nicht möglich gewesen.

Zu einem Praktikum am DHI Warschau gehören aber nicht nur die Institutsräumlichkeiten und -tätigkeiten, sondern vieles mehr: Als Praktikums-Trio verbrachten wir auch außerhalb der Arbeit viel Zeit zusammen, denn auch mit Blick auf die Freizeitgestaltung bietet Warschau so einiges: Unser Pianist Jannick Piskorski nahm uns beispielsweise zu einem Konzert des Klaviermusikfestivals „Chopin i jego Europa“ (Cho- pin und sein Europa) mit, die Deutsche Botschaft veranstaltete eine Filmwoche im Botschaftsgarten und über das Institut bekamen wir das Angebot, an Führungen über den Jüdischen Friedhof oder durch die Dauerausstellung des Museums der Geschichte der polnischen Juden – POLIN teilzunehmen. Nicht zuletzt ist Warschau eine außerordentlich grüne Stadt: Ob Kajak-Tour im Wilanów-Park, Radtouren an der Weichsel oder ausgedehnte Spaziergänge im Łazienki-Park in unmittelbarer Nachbarschaft zum DHI – es lohnt sich! Nicht nur inhaltlich, sondern auch vor dem Hintergrund der Rahmenbedingungen würden wir uns jederzeit wieder für ein Praktikum entscheiden.

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