Neuerscheinung zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs als Evakuierungskrieg

Gino Pezzani, Todesmarsch aus dem KZ Sachsenhausen, Reproduktion in: COME IL SOLE, Pregassona 1996 © Fontana Edizioni.

In der Militärhistorischen Zeitschrift erschien ein von Felix Ackermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter des DHIW, gemeinsam mit Janine Fubel (Humboldt Universität Berlin) und Claudia Weber (Europa-Universität Viadrina) herausgegebenes Themenheft zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs als Evakuierungskrieg. Die darin versammelten Beiträge gehen auf einen im Januar 2020 in Frankfurt und Słubice abgehaltenen Workshop zurück, der vom Deutschen Historischen Institut Warschau gemeinsam mit der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina in Partnerschaft mit der Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“, dem Muzeum Martyrologii w Słońsku sowie dem Institut für angewandte Geschichte organisiert wurde. Ziel war die in der kulturwissenschaftlich und historisch perspektivierten Analyse militärischer Strategien und Techniken des Evakuierens und den ihr eigenen Grenzen, Dynamiken und Dilemmata. Am Beispiel der Kriegsführung des Deutschen Reichs im besetzten Europa mit einem besonderen Schwerpunkt im östlichen Europa zeigen wir, dass Evakuierungen während des Zweiten Weltkriegs eine spezifische Form der Kriegsführung waren, die mit einem hohen Grad an Gewalt einherging.

Die vorliegende Publikation diskutiert und systematisiert Evakuierungen als Technik der Kriegsführung. Dabei handelt es sich um einen militärischen angeordneten Bevölkerungstransfer, der als Schutz- und Sicherungsmaßnahmen konzipiert, aus Kriegs- und Gefahrengebieten herausführen soll. Wie im Rahmen des Themenheftes am Beispiel des Deutschen Reichs, Polens und der Sowjetunion aufgezeigt wird, kamen in mehreren, in Europa von 1939 bis 1945 kriegführenden Staaten zahlreiche Evakuierungsmaßnahmen zum Tragen. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft stellte das kriegsbedingte Evakuierungshandeln seit 1943 eine überaus gewaltvolle Praxis dar, welche sich im Zuge der zunehmenden Rückzüge aus den besetzen Gebieten in flächendeckenden Plünderungen, Deportationen von Zivilisten und nachhaltigen Zerstörungen ganzer Landstriche niederschlug. Der Fokus dieser Publikation liegt erstmals auf der Untersuchung der systematisch vollzogenen deutschen Evakuierungskriegsführung im Zweiten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung der Ostfront von 1943–45.

Felix Ackermann, Janine Fubel, Claudia Weber: Der Zweite Weltkrieg als Evakuierungskrieg. Praktiken der Deportation, Räumung und Zerstörung im militärischen Rückzug. Themenheft der Militärgeschichtlichen Zeitschrift 1 (81) 2022.

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