Zum Tod von Jacek Kolbuszewski (1938 – 2022)

Jacek Kolbuszewski bei der vom DHI Warschau mitorganisierten Tagung in Polanica Zdrój, 2019

Mit Bestürzung haben wir die Nachricht vom Tod von Prof. Jacek Kolbuszewski aufgenommen. Der renommierte Literaturhistoriker, eine führende Person der polnischen Literaturwissenschaft, ist am 10. September 2022 im Alter von 84 in Breslau gestorben. Bekannt machte er sich insbesondere durch seine zahlreichen Studien zur Thematik der Berge in der Kultur und Literatur, zum Mythos der Kresy sowie zur thanatologischen Literatur. Er orientierte sich in den Literaturen weit über den polnischsprachigen Kulturkreis hinaus, übersetzte aus dem Lettischen und galt als hervorragender Kenner der tschechischen und slowakischen Literatur.

An der Universität Breslau etablierte er ein Forschungszentrum zur Literatur und Kultur der Berge, welches seine Arbeit nun in institutionalisierter Form unter der Leitung seiner ehemaligen Schülerin Prof. Ewa Grzęda fortsetzt. Zwischen dem Zentrum und dem Deutschen Historischen Institut Warschau besteht seit 2015 eine enge Kooperation. Davon zeugt unter anderem die bereits achtteilige Tagungsreihe Gebirge – Literatur - Kultur, bei der Jacek Kolubuszewski regelmäßig den Part des eröffnenden Hauptreferenten übernahm. Die gemeinsamen zweisprachigen Jahrestagungen fanden zuerst in Zakopane und seit 2016 jährlich in Polanica Zdrój statt. Die an der Universität Breslau herausgegebene Publikationsreihe „Góry – Literatura – Kultura“ wurde von Kolubuszewski initiiert. Seinem geliebten Tatra-Gebirge widmete er das Buch „Obraz Tatr w literaturze polskiej XIX w. (1805–1889). Funkcja artystyczna motywu przyrody“ (Das Bild der Tatra in der polnischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Die artistische Funktion der Naturmotivik, 1971).

Am 10. Mai 1938 in Posen geboren, wuchs Kolbuszewski in Riga auf und studierte später Philologie in Breslau. Mit der dortigen Universität war seine ganze akademische Laufbahn verbunden –  zuletzt als ordentlicher und emeritierter Professor. Der chronologische Schwerpunkt seiner Studien lag auf dem 19. Jahrhundert (von allem Romantik und Realismus), aber auch auf der gegenwärtigen Literatur. Trotz seiner hervorragenden Bedeutung zeichnete sich Jacek Kolbuszewski durch eine bescheidene, offene, empathische Umgangsart aus, die der Zusammenarbeit mit ihm ein außerordentlich inspiratives, freundliches und offenes Klima verlieh.

Das Deutsche Historische Institut verlor in Jacek Kolbuszewski einen geschätzten Kollegen, Partner und Freund, der sich für die Zusammenarbeit der Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft aus diversen Ländern interessierte und einsetzte. Das Institut drückt der Familie sowie allen Freunden und Kollegen von Jacek Kolbuszewski tiefes Mitleid aus.    

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