Historikerpreis der Stadt Münster für Henryk Samsonowicz. Das Deutsche Historische Institut Warschau ehrt den Preisträger mit einem Essayband

Am Sonntag, den 8. Februar 2009, verlieh Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann in einer Feierstunde im Festsaal des Rathauses den Historikerpreis der Stadt Münster. Bereits im Sommer 2008 entschied die Jury einstimmig, den Preis an den polnischen Mediävisten Henryk Samsonowicz zu vergeben.

Der zum siebten Mal verliehene Preis ehrt diesmal einen europäischen Intellektuellen und herausragenden Vertreter der polnischen Geschichtswissenschaft. Samsonowicz, so die Jury, sei ein Historiker von „wahrhaft europäischem Rang“. Der 1930 geborene Warschauer Historiker erhält den mit 12.500 Euro dotierten Preis für seinen europäischen Blick auf die Geschichte Polens und Ostmitteleuropas sowie auf den Kontinent insgesamt. „Ein Wissenschaftler, der die europäische Geschichte über zehn Jahrhunderte im Blick hat und diese dem breiten Publikum in sehr lesbaren Publikationen nahezubringen versteht“, so führte Dr. Tillmann aus. Der renommierte Preis wurde 1978 anlässlich des 330-jährigen Jubiläums des Westfälischen Friedens gestiftet. Bisherige Preisträger waren die Historiker Thomas Nipperdey, Hans-Peter Schwarz, Konrad Repgen, Reinhart Koselleck, Gordon A. Craig und Jacques Le Goff.

Samsonowicz gilt, wie der Hallenser Osteuropahistoriker Michael G. Müller in seiner Laudatio ausführte, als ausgewiesener Kenner der Wirtschafts-, Sozial-, Mentalitäts- und Stadtgeschichte und hat dabei stets den politischen Kontext im Blick. Neben seinen Verdiensten für die polnische Geschichtswissenschaft engagierte sich der Preisträger in den 1980er Jahren maßgeblich in der „Solidarność“ und war erster Minister für Bildung und Erziehung im freien Polen der Jahre 1989/90.

Das Deutsche Historische Institut Warschau legt aus Anlass der Preisverleihung den Essayband „Das lange 10. Jahrhundert. Über die Entstehung Europas“ (Osnabrück 2009, Fibre Verlag) aus der Feder des Preisträgers vor. Mit diesem Band würdigt das Institut die besonderen Verdienste des Autors für die polnische Geschichtswissenschaft, der wie kaum ein zweiter die polnische Geschichte in ihren europäischen Bezügen dazustellen vermag. In diesem Essay schildert Samsonowicz die Entstehungsprozesse Europas. Gegen Ende des ersten Jahrtausends traten die Völker des östlichen Europa dem durch die christliche Zivilisation geprägten europäischen Kulturkreis bei, der noch nicht in ein westliches und in ein östliches Christentum gespalten war. Dem Wandel von Stammesstrukturen in eine staatliche Organisation von Herrschaft und dem damit verbundenen Niedergang der alten und der Herausbildung neuer Eliten geht der Autor anhand wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Fragestellungen nach.

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