Wie viel Globalgeschichte braucht die Mediävistik, wie viel Mittelalter benötigt die Globalgeschichte?

Joachim-Lelewel-Gespräch

Podiumsdiskussion

Di. 12.11.2024 | 18:00 Uhr
PD Dr. Dariusz Adamczyk
Warschau

Globalgeschichte beginnt nicht erst mit der europäischen Übersee-Expansion im ausgehenden 15. Jahrhundert. Wenn wir unter diesem Terminus die kommerziellen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Verflechtungen oder Migrationen zwischen mehr oder weniger entfernten Weltgegenden Afro-Eurasiens verstehen, reichen ihre Anfänge zumindest in das frühe Mittelalter zurück. Dabei kommt der Qualität der Interaktion eine zentrale Rolle zu, was folgende Fragen aufwirtft: Haben die frühen Dynastien im östlichen Europa ihre Staatenbildungen mit zentralasiatischem Silber finanziert? Hat es im 13. Jahrhundert ein komplexes und florierendes Wirtschaftssystem gegeben, das eine große Anzahl differenziert entwickelter Gesellschaften zwischen China und dem Atlantik einschloss und infolge des „Schwarzen Todes“, einer Pestpandemie, um 1350 kollabierte? Welche Auswirkungen hatten Naturereignisse in Mittelamerika oder Ostasien und die damit verbundenen Klimaanomalien auf die Entwicklung Europas? Hat zum Beispiel der Ausbruch des Vulkans Il Opango in El Salvador Mitte des 6. Jahrhunderts eine tiefgehende Krise im Mittelmeeraum verursacht und neue gesellschaftliche Konstellationen im östlichen Europa bewirkt? Schließlich: Wie fruchtbar kann der welt- und globalgeschichtliche Ansatz für die Erforschung der Geschichte Mitteleuropas im Mittelalter sein?

Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt eines internationalen Dreiergesprächs.

Die Podiumsdiskussion wird simultan ins Polnische übersetzt.

Teilnehmer:
Prof. Dr. Michael Rothmann, Leibniz Universität Hannover
Dr. Johannes Preiser-Kapeller, Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien
PD Dr. Dariusz Adamczyk, Deutsches Historisches Institut Warschau

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