Seit den 1990er Jahren gilt als bleibende Feststellung der kulturalistischen Regionenforschung: Regionen werden gemacht, sie sind nicht nur geophysische und naturräumliche Gegebenheiten, sondern vor allem auch Ergebnis kultureller und sozialer Konstruktion. Dies führte in den Geisteswissenschaften zur Konzentrierung auf deren semantische Analyse im Kontext der identitätsstiftenden Funktion von Regionen. Allerdings blieben die Akteure der Regionsbildung teilweise außerhalb des Gesichtsfeldes, insbesondere was deren sozialen Hintergrund, Handlungspragmatik, jeweils gruppenspezifische Profile und Habitus anbetrifft.
Die geplante Tagung will sich dieser Forschungsrichtung und damit den „Machern“ der Regionalitäten und ihrer Wahrnehmung zuwenden. Dies können sein: zentrale, regionale, lokale Personen bzw. (diskursbildende) Gruppen oder Verbände aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft, Architekten und Künstler, bestimmte soziale, religiöse oder ethnische Bevölkerungsgruppen, Minderheiten oder Mehrheiten.
Vor diesem Hintergrund konzentriert sie sich zwar räumlich auf den (ost)mitteleuropäischen Kontext, bleibt aber sowohl chronologisch als auch hinsichtlich der funktionalen Typologie von Regionen bewusst offen. Gefragt wird, von welchen Akteuren und Akteursgruppen unter welchen historischen Voraussetzungen, mit welchen Motivationen, welchen Praktiken und in welcher Form Regionen gebildet oder geprägt werden, und zwar sowohl in diskursiver als auch in struktureller Hinsicht. Dabei zielt sie auf Überschneidungen der modernen Regionalitätsforschung mit der historischen und soziologischen Eliten- und Identitätsforschung und zugleich auf eine Verbindung kultur- bzw. diskurshistorischer und strukturhistorischer Zugänge. Der Tagung liegt ein Regionalitätsverständnis zugrunde, nach dem die Region als Teil einem (oder mehreren) Ganzen räumlich und funktional untergeordnet ist. Diese Zuordnung ist jedoch selbst nicht fest, sondern unterliegt historischen Wandlungsprozessen.
Die geographischen Situierungen sollen gleichwohl nicht unberücksichtigt bleiben, ebenso wie der Ansatz, anhand der Regionsmacher eine Sozialgeschichte der Regionalität zu versuchen. Aus diesem Grund sind neben Analysen zur longue durée der Schaffung, Wahrnehmung und dem Transfer von Regionalitäten Vorschläge mit neuen Ansätzen zur Visualisierung von Regionen (Karten, mental mapping, Raumkonzepte und Beziehungsgeflechte der Akteure) besonders willkommen.
Konferenzsprachen (mit Simultanübersetzung): Deutsch, Polnisch, evtl. Englisch (Keynote)
Forschungsbereich I „Regionalität und Regionsbildung” (Dr. Maria Cieśla, Dr. Sabine Jagodzinski, Dr. Aleksandra Kmak-Pamirska, Dr. Zdeněk Nebřenský, Prof. Dr. Miloš Řezník)
Veranstaltungsort:Warschau
Deutsches Historisches Institut Warschau
Pałac Karnickich
Aleje Ujazdowskie 39
PL 00-540 Warszawa
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