Ausstellung „Allmachts-Phantasien. Architektur und Alltag unter deutscher Besatzung“

Ausstellung

Fr. 18.10.2024 | 18:00 -
So. 09.02.2025 | 18:00 Uhr
Dr. Christhardt Henschel
Dr. Annika Wienert
Posen

Die Ausstellung erzählt von der deutschen Besatzung aus der Perspektive von Architektur und Alltagsleben im Reichsgau Wartheland (Warthegau). Die im Zweiten Weltkrieg eingeführte neue Ordnung hatte zum Ziel, die Spuren der polnischen und jüdischen Bevölkerung auszulöschen und das annektierte Gebiet völlig zu germanisieren. Architektur war ein zentrales Instrument zur Umsetzung dieser Politik und schuf in vielerlei Hinsicht den Handlungsrahmen für die Besatzungsgesellschaft. Über die Pläne und Aktivitäten der deutschen Entscheider berichteten Presse, Radio und Kino, um so die Illusion der Allmacht über die eroberten Gebiete und die dort lebenden Menschen zu verstärken.

Das Kulturzentrum ZAMEK in Poznań widmet sich nicht ohne Grund diesem Thema. Unser Sitz, das ehemalige Königliche Residenzschloss Wilhelms II., war eines der Gebäude, das unter deutscher Besatzung umgebaut und angepasst wurde. Hier residierte Gauleiter Arthur Greiser, der den Plan verfolgte, einen Mustergau zu schaffen, der als Vorbild für die übrigen vom Deutschen Reich eroberten Gebiete gelten konnte. Das Schloss sollte zudem als eine der Residenzen Adolf Hitlers dienen. Die Innengestaltung des Gebäudes spiegelt das Streben der Besatzer wieder, der von ihnen angestrebten totalen Macht Ausdruck zu verleihen. Damit symbolisiert das Schloss die im Titel genannten nationalsozialistischen Allmachtsphantasien.

Im Zentrum der Ausstellung steht das Verhältnis von Besatzern und Besetzten. Den Auftakt bildet eine symbolische Installation, in der Trümmerteile von durch die Deutschen zerstörten Gebäuden und Denkmalen mit einer Wandkarte konfrontiert werden, die von der Illusion der nationalsozialistischen Herrschaft im Warthegau zeugt.

Zahlreicher Exponate veranschaulichen die Siegesgewissheit der deutschen Besatzer, die in Zukunftsvisionen für ihre Herrschaft in Polen zum Ausdruck kommt. Sie planten die Errichtung gleichförmiger Städte und Dörfer, die, von Deutschen bewohnt und bewirtschaftet, das Ideal der NS-Volksgemeinschaft widerspiegelten. Die präsentierten Pläne, Karten, Fotografien, Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände zeigen die Besatzung aber nicht nur aus der Perspektive der Machthaber, sondern auch der lokalen Bevölkerung. Damit zeugen diese Objekte vom tragischen Schicksal der polnischen und jüdischen Bevölkerung und dokumentieren zugleich das verbrecherische Handeln der als Besatzer in das Gebiet gekommenen Deutschen. Die Exponate stammen mehrheitlich aus polnischen, aber auch deutschen und österreichischen Archiven sowie privaten Sammlungen. 

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind 80 Jahre vergangen. Die Ausstellung „Allmachtsphantasien„ erinnert daran, wie wichtig es ist, aus der Geschichte Lehren zu ziehen. Auch dieser Gedanke ist in der Ausstellung präsent, besonders in der Kunstinstallation von Iza Tarasiewicz. Die Arbeit der Künstlerin ist ein integraler Bestandteil der Ausstellungskonzeption. Sie ist in den Räumlichkeiten untergebracht, die zur Nutzung durch Adolf Hitler vorgesehen waren. So entsteht ein vielschichtiger Kommentar zur längst vergangenen Geschichte und zur Gegenwart.

 

Kuratorin: Aleksandra Paradowska

Gestaltung: Wojciech Luchowski

Graphikdesign: Piotr Kacprzak

Kuratorische Mitarbeit: Annika Wienert

Historische Beratung: Christhardt HenschelKatarzyna Woniak

Redaktion der Ausstellungstexte: Sylwia Kordylas-Niedziółka

Organisation: Bartosz Wiśniewski

Ortsspezifische Installation im Kaminzimmer: Iza Tarasewicz

Audioguide, Audioinstallation im Ausstellungssaal, Hörspiel: FONORAMA

Übersetzung der Kurzgeschichte „Gelbe Kohle„ von Zygmunt Krzyżanowski: Jerzy Czech
 

Veranstalter: Kulturzentrum ZAMEK in Poznań

Partner: Deutsches Historisches Institut WarschauMax-Weber-Stiftung

Die Ausstellung wurde aus Mitteln der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit kofinanziert.

 

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