Prof. Klaus Oschema, Ruhr-Universität Bochum: Europa-Vorstellungen im Mittelalter – ein Kontinent gewinnt Konturen

Vortrag

Mo. 24.09.2018 | 17:00 Uhr
Vilnius

Lange nahm die Forschung an, der Name Europa habe für die Gesellschaften des Mittelalters keine größere Bedeutung gehabt. Zugleich kam es seit den 1980er Jahren zu einer wahren Inflation an «Europa-Bezügen» in mediävistischen Publikationen – Europa ersetzte als Bezugsrahmen die «Nation». Tatsächlich werden aber beide Positionen den historischen Befunden nicht gerecht.

Dieser Vortrag wird anhand wichtiger Wegmarken einen Überblick zu den Europa-Vorstellungen mittelalterlicher Autoren und Denker präsentieren: von ersten Ansätzen des frühen Mittelalters und einer karolingischen «Hochphase» über verschiedene Kontexte, in denen «Europa» polemisch eingesetzt werden konnte (Kreuzzüge, sog. «Türkenkriege» des 15. Jahrhunderts), bis zu stärker strukturell ausgerichteten, kulturellen Auffüllungen des Begriffs. Dabei spielten immer wieder die Grenzziehungen eine bedeutende Rolle, sowie polemische Aufladungen in Momenten «äußerer Bedrohung». Abschließend ist daher zu fragen, wie der polemische Einsatz realisiert wurde, der den Namen des Erdteils zu einer Art «Kampfbegriff» machen konnte.

Klaus  Oschema ist  seit  2017  Professor  für  Mittelalterliche Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. 2012 habilitierte er mit einer Arbeit über „Bilder von Europa im Mittelalter“ in Heidelberg.  Zuletzt  erschien  von  ihm:  Bilder  von  Europa  im  Mittelalter, Ostfildern 2013.

Die Montagsvorträge der Außenstelle des Deutschen Historischen Instituts Warschau in Vilnius wenden sichin erster Linie an litauische Fachhistoriker/innen, sind aber auch einer breiteren und interessierten Öffentlichkeit, die Informationen und Anregungen suchen, zugänglich. Sie bieten ein Diskussionsforum für Historiker/innen, hier werden neue Forschungsansätze und Forschungsprojekte aus der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft präsentiert. Dazu werden vorwiegend deutschsprachige Historiker/innen und Wissenschaftler/innen aus den Nachbardisziplinen
zu einem Vortrag nach Vilnius eingeladen. Darüber hinaus bilden die Montagsvorträge einen Begegnungsund Kommunikationsort zwischen litauischen und deutschen Historikern.
Die Vorträge finden jeweils montags um 17.00 Uhr an der Universität Vilnius und am Litauischen Historischen Institut statt. Alle Vorträge und anschließenden Diskussionen werden auf Deutsch gehalten und simultan ins Litauische gedolmetscht.

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