Prof. Dr. Klaus van Eickels (Bamberg): Von Heilmittel gegen Sünde bis Liebe für alle: Veränderungen des Eheverständnisses in Gesellschaft und Kirche vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert

Vortrag

Di. 22.11.2022 | 18:00 Uhr
Warschau

Der Referent widmet sich in seinem Vortrag der Entwicklung der kirchlichen Lehre zu Ehe und Begehren im Mittelalter und in der Neuzeit. Im Fokus steht zum einen die These, dass die Fixierung des kirchlichen Lehramtes auf die Fortpflanzungsfunktion der Ehe erst eine Reaktion auf die Verfügbarkeit effektiver Verhütungsmittel im 20. Jahrhundert sei. Zum anderen liegt ein Schwerpunkt auf der romantisch-individualistischen Konzeption der Ehe als eines auf Dauer gestellten Liebesbundes, der seit dem späten 19. Jahrhundert auf den Voraussetzungen freier Entscheidung und individueller Zuneigung beruhte. Die Ehe von Gefühlen und Wünschen abhängig zu machen, impliziert jedoch die Möglichkeit einer Auflösung, was der sakramentalen Definition der Ehe als lebenslanger Bund widerspricht. Der Vortrag untersucht die Veränderung der Wahrnehmung der Ehe als umfassendes Heilmittel gegen Sünde. Diese stand im Zusammenhang mit einem Wandel des Verständnisses von Sexualität hin zu ihrer Anerkennung als Kernbereich der menschlichen Persönlichkeit seit dem 19. Jahrhundert. Dadurch wurde die ältere Vorstellung, sexuelles Begehren sei eine erst nach dem Sündenfall hinzugekommene Schwäche des Menschen und eine ersuchung, in Frage gestellt.

Klaus van Eickels ist seit 2005 Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Wirtschafts- und Sozial

geschichte Westeuropas, die Kulturgeschichte des Politischen sowie die Geschichte der Sexualitäten und personaler Bindungen in dieser Epoche.

Der Vortrag wird online übertragen. Um den Link zum Zoom-Meeting zu erhalten, bitten wir um Anmeldung per Email an: konferencja@dhi.waw.pl

 

Flyer

 

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