Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper (Berlin): Wiederbringlich verloren? Probleme bei der Neubeschaffung verlorener Baudenkmale

Vortrag

Mo. 28.10.2019 | 17:00 Uhr
Vilnius

Die Redewendung „unwiederbringlich verloren“ setzt einen Endpunkt, sie verspricht weder Trost noch Hoffnung und will keine Gegenrede zulassen. Was es auch sein mag, das verloren ging, der Verlust ist hinzunehmen. So, wie es Walter Dirks im Jahre 1947 in seinem berühmten Aufsatz ‚Mut zum Abschied: Zur Wiederherstellung des Frankfurter Goethehauses‘ mit unübertreffbarer Schärfe niederschrieb: „… es hatte seine bittere Logik, daß das Goethehaus in Trümmer sank. Es war kein Versehen, das man zu berichtigen hätte, keine Panne, die der Geschichte unterlaufen wäre; es hatte seine Richtigkeit mit diesem Untergang. Deshalb soll man ihn anerkennen.“ Bis heute wird Walter Dirks mit diesem radikalen, stark moralisierenden Diktum zitiert, aber seine Position ist schon lange historisch geworden. Rekonstruktionsverzicht gilt nicht mehr als moralische Leistung. Ja es wird geradezu ein Anrecht auf vollständige Neubeschaffung geltend gemacht – so geschehen in der Debatte um die Kuppel auf dem neuen Berliner Schloss. Allenthalben, in West-, wie in Osteuropa, werden nach Jahrzehnten – gelegentlich auch nach Jahrhunderten – der Abwesenheit untergegangene Schlösser, Bürgerhäuser, Altstädte neu beschafft. Was genau wird in solchen Fällen wiedergebracht? In welchem Verhältnis stehen Materialaufwand und Wert-Erwartung? Diesen Fragen wird im Vortrag anhand ausgewählter Beispiele nachgegangen.

Gabi Dolff-Bonekämper ist Kunsthistorikerin und seit 2002 Professorin für Denkmalpflege und urbanes Kulturerbe an der TU Berlin. Zuvor war sie als Denkmalpflegerin in Berlin
tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Denkmalwert- und Kulturerbe-Theorie, Ereignis- und Erinnerungstopographien, Geschichtspolitiken, Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne.

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