Prof. Dr. Joachim von Puttkamer (Jena): Polizeibrutalität und Gesellschaft in der Volksrepublik Polen

Vortrag

Di. 07.03.2023 | 18:00 Uhr
Warschau

Die Volksrepublik Polen hatte mit ihrer Polizei ein ernstes Problem. Sie galt als außergewöhnlich brutal, und immer wieder kamen Menschen bei Festnahmen und auf den Kommissariaten zu Tode. Der Aufbau einer im Wortsinn schlagkräftigen Bereitschaftspolizei, die größere Unruhen niederhalten sollte, verschärfte das Problem. Der Vortrag fragt nach den Ursachen und Formen solcher polizeilichen Brutalität. Er zeigt die halbherzigen Versuche der polnischen Polizeiführung, die eigenen Beamten zu kontrollieren, ebenso wie die abwehrenden Reaktionen innerhalb des Sicherheitsapparats vor allem in Krisenzeiten. Wie verhalten sich spezifische Gewaltphänomene kommunistischer Diktaturen zu generellen Problemen moderner Polizeien? Wie nahm die Bevölkerung die Beamten wahr? Auf breiter Quellengrundlage lässt sich zeigen, wie sich die polnische Gesellschaft seit den 1970er Jahren in Reaktion auf die eklatanten Übergriffe rekonstituierte. Diese wurden zum Taktgeber der Opposition, bis in die Verhandlungen am Runden Tisch 1989 hinein. Es geht also um die Frage, wie polizeiliche Brutalität in Polen aufhörte, selbstverständlich zu sein, und moralisch verwerflich wurde, und um die schleichende Selbstzerstörung der kommunistischen Diktatur.

Wir laden herzlich zum öffentlichen Vortrag ins DHI Warschau ein. Referieren wird Prof. Dr. Joachim von Puttkamer von der Friedrich-Schiller-Uni Jena. Das Thema wird in Kürze bekanntgegeben.

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