Prof. Gerald Schwedler (Kiel): Im Anfang war die BÜROKRATIE. Die spätmittelalterlichen Verwaltungen und der Beginn der Moderne

Vortrag

Do. 12.12.2024 | 17:00 Uhr
Dr. Jaromír Mrňka
Prag

Das Collegium Carolinum,
das Deutsche Historische Institut Warschau und das
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur im östlichen Europa laden
in Zusammenarbeit mit dem Centrum medievistických studií
zu dem Vortrag von

PROF. DR. GERALD SCHWEDLER (KIEL)

Im Anfang war die BÜROKRATIE. Die spätmittelalterlichen Verwaltungen und der Beginn der Moderne.

am Donnerstag, 12. Dezember 2024, 17.00 Uhr ein.

Der Vortrag findet in der Valentinská 91/1, 3. Stock statt und wird über Zoom übertragen. Bei Interesse an dem Link wird gebeten, sich an florian.ruttner@collegium-carolinum.de zu wenden.

Mit dem Begriff der „Bürokratie“ werden häufig Negativassoziationen geweckt, doch schon der Soziologe Max Weber sah in der Bürokratie die Voraussetzung funktionierender, legitimer Herrschaft schlechthin. Er – und auch die nachfolgende Theoriebildung zur Bürokratie etwa bei Niklas Luhmann – übergehen aber die prägenden Entwicklungen spätmittelalterlicher Verwaltungspraktiken. Das Ziel des Vortrages ist, die Bewältigungsstrategien für soziale, ökonomische und ökologische Probleme durch spätmittelalterliche Administrationen zu untersuchen. Dies geschieht nicht nur am Beispiel von Großstädten wie Paris, Lübeck oder Prag, sondern vor allem auch an den Klein- und Kleinststädten mit wenigen hundert Einwohnern in Mitteleuropa, die mit Beispielen aus dem Elsaß, Schleswig-Holstein und Böhmen repräsentiert sind. Dabei geht es um kommunale beziehungsweise herrschaftliche Formen von Bürokratie, aber auch um genossenschaftliche und korporative Verwaltungen, wie etwa Bruderschaften, Klosteradministrationen und Stiftungsverwaltungen. In ihrer schieren Menge hatten gerade diese in Europa einen großen Anteil an der schriftlichen Revolution – dem spätmittelalterlichen Bürokratisierungssschub. Methodisch gilt der Blick dem weiten Feld der Verbreitung von Schriftlichkeit, dem Wissenstransfer, den Formularen, Rechenstrategien, Buchhaltungstechniken, und wie diese Austragungsort gesellschaftlicher Entwicklungen darstellten.

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Gerald Schwedler studierte Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Anglistik und Philosophie an den Universitäten Salzburg, Oxford, Rom und Heidelberg. Im Jahr 2006 wurde er an der Universität Heidelberg promoviert. Die Habilitation erfolgte an der Universität Zürich im Jahre 2016, der Titel der Habilitationsschrift lautet: „Vergessen, Verändern, Verschweigen und damnatio memoriae im frühen Mittelalter“. Er hatte Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Zürich, Konstanz und Heidelberg inne. Seit 2018 ist er Professor für Geschichte des späten Mittelalters sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seine Forschungsinteressen umfassen die Geschichte des Spätmittelalters, Wirtschafts- und Diplomatiegeschichte, Rituale, Vergessen und Konfliktforschung.

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