Vortrag von Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte: Gab es einen Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit?

Vortrag

Mo. 17.11.2003 | 18:00 -
Mo. 17.11.2003 | 21:00 Uhr
Warschau

Vortrag von

Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte
(Universität Frankfurt a. Main)

Gab es einen Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit?

Der Vortrag findet am 17. November 2003 um 18.00 Uhr im Deutschen Historischen Institut (Aleje Ujazdowskie 39, Warschau, Vortragssaal, III. Etage) statt.

Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte

1969-1975 Studium der Rechts-, Geschichts- und Politikwissenschaft an den Universitäten Göttingen, Marburg/L. und Münster, 1981 Promotion an der Universität Münster, 1981-1988 Assistentin in Osnabrück und Gießen, 1992 Habilitation an der Universität Gießen, 1992/1993 Heisenbergstipendiatin, 1993-1998 Lehrstuhlinhaberin Neuere allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Frühen Neuzeit an der Universität Potsdam, seit 1998 Lehrstuhlinhaberin Neuere allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Frühen Neuzeit an der Universität Frankfurt am Main.

Wichtigere Publikationen:

  • Karl Lamprecht. Kulturgeschichtsschreibung zwischen Wissenschaft und Politik, Göttingen 1984
  • Polnische Frage und deutsche Geschichtsschreibung, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 35/1986, S. 72-107
  • Evangelische Geistlichkeit in der Frühneuzeit. Deren Anteil an der Entfaltung frühmoderner Staatlichkeit und Gesellschaft. Dargestellt am Beispiel des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel, der Landgrafschaft Hessen-Kassel und der Stadt Braunschweig (16.-18. Jahrhundert), (= Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Bd. 63), Gütersloh 1996
  • Die Reformation. Vorgeschichte, Verlauf, Wirkungen (= Beck-Wissen 2054), München 1996 (2. Aufl. 2000)
  • Karl V. Kaiser zwischen Mittelalter und Neuzeit (= Beck-Wissen 2130), München 2000
  • Königin Luise. Leben und Legende, München 2003 (im Druck).

Gab es einen Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit?

Die Diskussionen um die Formen öffentlicher Herrschaft in der Frühen Neuzeit haben eine lange Tradition. Eingebunden in die jeweils zeitgenössischen Fragen nach legitimen Vorformen des modernen Staates wurde im 19./ frühen 20. Jahrhundert die Monarchie zum „Königsweg“ aller Herrschaftsformen in Europa erklärt, alles andere, wie Republiken oder Mischverfassungsformen, galten als Abweichungen von der Normalität. Diese Interpretation wurde seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zwar differenziert, noch immer aber werden Republiken oder Mischverfassungen als frühneuzeitliche Alternativen ohne wirkliche Perspektive beim Weg in die Moderne charakterisiert. Dieser Auffassung wird die Gegenthese entgegengehalten, dass die Frühe Neuzeit durch einen dominanten „republikanischen Diskurs“ charakterisiert gewesen sei, der von den Zeitgenossen als gleichberechtigte Kommunikation über das Politische geführt wurde. Dabei spielten die Kategorien der Herrschaftsbegrenzung und der Vereinbarkeit von Herrschaft und Freiheit (als Partizipation, nicht als persönliche Freiheit) die entscheidende Rolle. Da dies keine Diskurse über Monarchien als Einherrschaft waren, sondern immer Kontroversen über deren Begrenzung, kann die politische Kommunikation als eine Verständigung über nichtmonarchische Herrschaftsformen, über Republikanismus charakterisiert werden. Nicht überall fanden diese Kontroversen zu Verfestigungen als Herrschaftsinstitutionen, deshalb ist der Forschung Recht zu geben, wenn sie weiterhin von nur wenigen reinen Republiken in der frühen Neuzeit ausgeht.  Die Ausführungen gehen von einer Begriffsbestimmung des Republikanismus aus und entfalten die These anhand konkreter historischer Beispiele.

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