Gottfried Schramm, ein herausragender Spezialist für die neuzeitliche Geschichte Osteuropas, war lange Jahre mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg verbunden. Für seinen Beitrag zur Erforschung der polnischen Geschichte erhielt er 1999 den Polonia-Restituta-Orden. Seine Arbeit zur Reformation in Polen wurde schon 1965 publiziert, ist jedoch weiterhin aktuell. In Schramms Buch wird die Reformation als gesellschaftliches Phänomen betrachtet, wobei der Schwerpunkt auf den Verbindungen der Szlachta, die den protestantischen Glauben angenommen hatte, und dem König liegt. Der Vergleich der Situation in Polen mit der in anderen europäischen Ländern führt den Autor zu der auf den ersten Blick paradoxen These, dass für die Schwäche der polnischen Reformation die fehlende Verfolgung von Protestanten durch den Herrscher verantwortlich war. Denn so fehlte ein diese Gruppe verbindender Faktor, wie ihn in anderen Ländern die mangelnde Akzeptanz von Protestanten (wie in Frankreich) oder, im Gegenteil, die Übernahme reformatorischer Ideen durch die Herrscher selbst darstellte (wie in den deutschen Ländern), was automatisch den Rang des neuen Bekenntnisses erhöhte. So lassen sich auch die zahlreichen Rekonversionen zum Katholizismus in den nachfolgenden Generationen polnischer Adelsfamilien erklären, die zunächst mit den Lehren Luthers und Calvins sympathisiert hatten.
Wissenschaftlicher Redakteur des von Justyna Górny ins Polnische übersetzten Buches ist Dr. Maciej Ptaszyński von der Universität Warschau, der den wissenschaftlichen Apparat des Buches um Hinweise auf aktuelle Forschungsliteratur zum Thema ergänzte, wodurch ein umfangreiches Werk entstanden ist, um das niemand herumkommen wird, der sich für die Geschichte der Reformation in Polen interessiert.
„Szlachta polska wobec reformacji”
ISBN 978-83-7543-385-2
Warszawa 2015, A5, 433 Seiten, Broschur
Gottfried Schramms Studie zur Reformation in Polen 1548-1607
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