Wer konstruiert die Erinnerungskultur? Wie wirken Geschichtsbilder auf ihre Nutzerinnen und Nutzer? Welche Infrastruktur aktiviert das kulturelle Gedächtnis? Anhand von drei mikrohistorischen Studien über den Roman, das Hörspiel und die Fernsehserie „Am grünen Strand der Spree“ (1955-1960) erforscht Magdalena Saryusz-Wolska die bundesdeutsche Zirkulation der Erinnerung an die Massenerschießungen von Jüdinnen und Juden in der besetzten Sowjetunion während des Zweiten Weltkrieges.
Die Erinnerungskultur entsteht nicht aus dem Nichts. Sie wird von sozialen Akteuren verhandelt und konstruiert. In dem Roman, Hörspiel und der Fernsehserie „Am grünen Strand der Spree“ (1955-1960) wird die Auflösung des Ghettos in Orscha im November 1941 geschildert. Auf dieser Grundlage untersucht die Autorin die westdeutsche Zirkulation der Erinnerung an den sog. Holocaust by bullets. Aus drei unterschiedlichen Perspektiven analysiert sie die Akteure, die Wirkung sowie die Materialität dieser Schilderungen. Dabei geht sie tief ins Detail, um die Mechanismen nachzuzeichnen, die das kulturelle Gedächtnis an die Massenerschießungen in Bewegung bzw. zum Stillstand bringen. Wie war es möglich, dass eine umfangreiche Darstellung eines NS-Verbrechens in der frühen Bundesrepublik erschien und fürs Radio und Fernsehen adaptiert wurde? Wieso wurden alle Fassungen von „Am grünen Strand der Spree“ über Jahrzehnte nur Spezialistinnen und Spezialisten bekannt? Aus welchen Gründen gewinnen der Roman, das Hörspiel und die Fernsehserie allmählich wieder an Popularität?
Das Buch ist als Open Access Ausgabe in der Reihe „Medien und Kulturelle Erinnerung“ (Bd. 8) im De Gruyter Verlag erschienen.
Saryusz-Wolska, Magdalena. Mikrogeschichten der Erinnerungskultur: "Am grünen Strand der Spree" und die Remedialisierung des Holocaust by bullets, Berlin, Boston: De Gruyter, 2022, 309 S., ISBN: 9783110745528, <link https: doi.org>
Open Access: <link https: www.degruyter.com document doi html>
