Die Juden im mittelalterlichen Polen

In der Reihe „Klio in Polen” ist im fibre-Verlag soeben die deutsche Übersetzung der Studie „Juden im mittelalterlichen Polen und die Krakauer Judengemeinde“ der Warschauer Historikerin Hanna Zaremska erschienen.

Die Monographie „Juden im mittelalterlichen Polen und die Krakauer Gemeinde” von Hanna Zaremska , die in der Serie „Klio in Polen” als Band 17 herausgegeben wurde, ist der Geschichte der Juden gewidmet, die das Territorium des mittelalterlichen Polens bewohnten. Der erste Teil des Buches stellt eine Art Führer für den Forscher von der Geschichte der Juden im mittelalterlichen Polen dar: man findet dort die Forschungsgeschichte dieses Themenkomplexes, Beiträge über die wichtigsten jüdischen Forscher der Vorkriegszeit und eine Vorstellung der hebräischen und lateinischen Quellentexten, die im mittelalterlichen Polen verfasst wurden und die Grundlage der Arbeit bilden. Das darauffolgende Studium „Jüdische Geographie“ stellt die jüdischen Migrationen vor, vom Altertum bis zur Herausbildung der sephardischen und aschkenasischen Diaspora hin. In den weiteren Kapiteln wird die Geschichte der jüdischen Bevölkerung im mittelalterlichen Polen auf dem Hintergrund der polnischen, mitteleuropäischen und aschkenasischen Geschichte dargestellt. Die Autorin bespricht darin die rechtliche Stellung der jüdischen Bevölkerung, ihre Beziehung zu den Christen und zum Herrscher. Das bis zum Ende des Mittelalters unversehrt gebliebene Monopol des Herrschers auf die Oberhoheit über seine jüdischen Untertanen wirkte sich entscheidend auf die einzigartige Geschichte der aschkenasischen Diaspora in Polen aus. Das Kapitel „Juden in des städtischen Gesellschaft“ schildert die wirtschaftlichen Handlungsräume der Juden und ihre spezielle Rolle in der der städtischen Gesellschaft und Wirtschafsleben. Vom System der christlichen Korporationsorganisationen der städtischen Gesellschaft (wie Gilden und Zünfte) sowie von Landbesitz und –Anbau abgetrennt, widmeten sie sich Aktivitäten, die ihnen zugänglich waren, wie Handel und Kredit. Ein separates Studium hat die Autorin der Stellung der polnischen Kirche den Juden und der Rabbiner dem Christentum gegenüber gewidmet. Dieses Teil des Buches wird von einem Text über die jüdische Demographie abgeschlossen.
Das zweite, eigenständige Teil des Buches stellt eine Monographie der jüdischen Gemeinde in Krakau, einer der damals drei größten jüdischen Siedlungen in Polen dar. Krakau war Residenzstadt des Herrschers, der alleinige Jurisdiktion über die Juden hatte; dort befand sich auch die Universität, wo sich die Haltung der Geistlichkeit gegenüber den Juden formte. Reiche Quellen ermöglichten der Autorin die Grenzen des jüdischen Bezirks in Krakau zu rekonstruieren, seine wichtigsten Kommunalgebäuden zu lokalisieren, die Organisation und institutionelles Leben der Gemeinde, sowie ihr zur Verfügung stehenden Rechtsinstrumente  zu beschreiben, die berühmten Bewohner des Bezirkes vorzustellen und schließlich die Beziehungen der Gemeinde zur christlichen Bevölkerung zu schildern. Verdammung des Wuchers, der für die Juden eine der Hauptquellen ihres Einkommens ausmachte, die enge Unterstellung der jüdischen Bevölkerung der königlichen Macht und der königliche Schutz über die Juden verursachten – zusammen mit der kirchlichen Propaganda – Spannungen, die sich manchmal zu Hassausbrüchen entwickelten. Diese Problematik wird von der Autorin in einem gut dokumentierten Kapitel zu antijüdischen Unruhen in Krakau im Jahre 1407 geschildert. Ihm schreitet ein Kapitel zu jüdischen Konversionen voran. Das Buch wird von sorgfältig gewählten Bildern ergänzt.

Die Juden im mittelalterlichen Polen und die Krakauer Jugendgemeinde. [Klio in Polen 17], Osnabrück 2013, 560 S., EUR 48,- ISBN 978-3-938400-93-7

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