Klöster und Orden im mittelalterlichen Polen

In der Reihe Klio in Polen legt das Deutsche Historische Institut Warschau eine grundlegende Synthese über „Klöster und Orden im mittelalterlichen Polen“ vor.

Die aus jahrzehntelanger Forschung erwachsene Studie des renommierten polnischen Mediävisten Jerzy Kłoczowski schildert die komplexe Geschichte der Entstehung verschiedener  Ordensgemeinschaften auf dem Gebiet des heutigen Polens von der Zeit der ersten Piasten bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts. Im Zentrum des ersten Teils stehen die Grundlegung des Ordenslebens in den polnischen Ländern im 10. bis 12. Jahrhundert und die schwierigen Anfänge dieses Prozesses. Es wird hier u.a auf die großen Gestalten wie den heiligen Adalbert oder Brun von Querfurt eingegangen sowie auf die ersten Gründungen der Benediktiner, der Regularkanoniker, der Zisterzienser und jene einzelner Ritterordens wie der Johanniter. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Periode der Konsolidierung und Stabilisierung der Orden. Dabei werden die Erfolge der Mendikanten insbesondere der Franziskaner und Dominikaner dargestellt. Daneben erörtert der Autor die weitere Entwicklung der Zisterzienser und die Etablierung der Regularkanoniker. In einem separaten Unterkapitel wird in kompakter Weise die Geschichte des Deutschen Ordens im Ostseeraum während des 13. und 14. Jahrhunderts behandelt. Viel Platz widmet Jerzy Kłoczowski auch dem Phänomen der Frauen in der christlichen Ordensbewegung; er untersucht u.a. warum die Frauenorden dezidiert urbanen Charakter aufwiesen und nach welchen Kriterien die Rekrutierung erfolgte. Im letzten Teil analysiert der Autor die religiösen, pädagogischen und intellektuellen Funktionen, die die Orden innerhalb der polnischen Gesellschaft und deren Eliten über Jahrhunderte erfüllten, ihren fundamentalen Einfluss auf die Gestaltung der polnischen Nationalkultur und somit die Eingliederung Polens als integralen Teil in die europäische Res publica christiana. Dabei legt er z.B. die entscheidende Rolle der Mendikanten und ihrer Homiletik im Erziehungsprogramm der damals überwiegend analphabetischen Gesellschaft dar. Darüber hinaus wird unterstrichen, wie die Zisterzienser, Mendikanten und die Frauenordensgemeinschaften die Rezeption des christlichen Humanismus in Polen vorangetrieben haben und wie sie die Herausbildung der polnischen Nationalsprache im 15. Jahrhundert beeinflussten. Dies wird mit der Gestalt des Franziskaner-Observanten Władysław von Gielniów – dem ersten großen Dichter Polens – exemplifiziert. Die Publikation ist mit einem eingehenden Personen- und Ortsregister ausgestattet und enthält neben zahlreichen statistischen Tabellen auch 14 Karten zur geographischen Verteilung und Präsenz der verschiedenen Ordensgemeinschaften.

Jerzy  Kłoczowski, Klöster und Orden im mittelalterlichen Polen [Klio in Polen 15], Osnabrück 2013,541 S., EUR 48, ISBN 978-3-938400-86-9

24
Apr
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