Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt der von Dariusz Adamczyk konzipierten und geleiteten Veranstaltung. Vier Experten stellten mehrere Facetten der nordischen Präsenz in Polen vor. Rudolf Simek von der Universität Bonn erläuterte in einem Einleitungsreferat verschiedene Phasen der Wikinger-Expansion im Osten Europas, die im 10. Jahrhundert in die Herausbildung der Kiewer Rus’ mündete. Władysław Duczko von der Humanistischen Akademie in Pułtusk beschrieb das skandinavische Handelsemporium von Janów Pomorski/Truso sowie den Siedlungskomplex von Bardy-Świelubie bei Kolberg im 9. Jahrhundert. Dr. hab. Błażej Stanisławski vom Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Breslau ging auf die nordische Präsenz in Wolin ein, die in die Zeit nach 970 datiert. Prof. Dr. Andrzej Buko vom Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau wiederum macht das Publikum mit dem elitären Gräberfeld von Bodzia am mittleren Weichsellauf bekannt, das wahrscheinlich von den Nordmännern aus Skandinavien und/oder Russland im späten 10. Jahrhundert angelegt wurde.
Anschließend diskutierten die Panelteilnehmer die Rolle des Sklavenhandels und versuchten dabei, die Unterschiede und Parallelen zur Wikinger-Expansion im westlichen Europa herauszuarbeiten. Besonders kontrovers erörterten sie zudem das Selbstverständnis der nordischen Eliten in Polen. Die Lelewel-Debatte zeigte deutlich, dass sich die Geschichte der heute zu Polen gehörenden Gebiete im 9.–11. Jahrhundert nicht ohne Berücksichtigung überregionaler Kontakte und kontinentaler Verflechtungen erklären lässt.
Lelewel-Gespräch zum Thema "Die Wikinger in Polen – Siedler, Sklavenjäger oder Krieger?" (26.10.2017)
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