Am Beispiel der bildungsbürgerlich-sozial-demokratischen Familie Braun aus Berlin, die während des Ersten Weltkriegs ca. 2000 Briefe austauscht, untersucht der Vortrag, wie der Sohn und junge Freiwillige, Otto Braun, dessen Vater Jude österreichischer Herkunft ist, die Ostfront als Begegnung mit einer frem-den Kultur, geprägt durch „Jüdisches“ und „Slawentum“ erlebt, mit seiner Familie kommuniziert und mit seiner eigenen Existenz als „Halbjude“ im tendenziell antisemitischen Militär zu verbinden versucht. Der sehr gut dokumentierte Fall soll zum Ausgangspunkt genommen werden für eine kulturgeschichtliche Betrachtung der Ostfront, bei der fragile ethnische und nationale Identifizierungen – unter den Bedingungen von Töten und Sterben im Krieg – neu ausgehandelt und gelebt werden müssen.
Dorothee Wierling ist Stellv. Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg. Sie hat an der Ruhruniversität Bochum Geschichte und Anglistik studiert, über Dienstmädchen im Kaiserreich promoviert (Mädchen für Alles. Lebensgeschichten u. Arbeitsalltag städtischer Dienstmädchen um die Jahrhundertwende, Bonn 1987) u. an der Universität Potsdam mit einer Arbeit über die erste Nachkriegsgeneration in der DDR habilitiert (Geboren im Jahr Eins. Der Geburtsjahrgang 1949 in der DDR, Versuch einer Kollektivbiographie, Berlin 2002). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Sozial- und Erfahrungsgeschichte des späten 19. und des 20. Jahrhunderts. Ihre letzte Monographie basiert auf der Korrespondenz einer deutsch-jüdischen Familie in Berlin während des Ersten Weltkriegs (Eine Familie im Krieg. Leben, Sterben und Schreiben 1914 – 1918, Göttin-gen 2013). Zurzeit arbeitet sie zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte Hamburger Übersee-kaufleute im 20. Jahrhundert.
Prof. Dr. Dorothee Wierling: „Ungestaltes Land“ und „unfassbares jüdisches Volk“. Die Ostfront in Briefen einer deutsch-jüdischen Berliner Familie 1915 – 1917
Vortrag
Di. 27.01.2015
| 18:00
-
Di. 27.01.2015 | 20:00 Uhr
Warschau
Di. 27.01.2015 | 20:00 Uhr
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