Eröffnung der Ausstellung "Gemeinsame Räume"

 

Seit dem 15. Februar zeigt das DHI Warschau die Ausstellung „Gemeinsame Räume. Bildungsmigration im Kontext des Kalten Krieges" im Ethnographischen Museum in Warschau. Zur Eröffnung begrüßten DHIW-Direktor Miloš Řezník und Museumsdirektor Robert Zydel die anwesenden Gäste. Auch der Koordinator des internationalen Forschungsprojekts, in dessen Rahmen die Ausstellung organisiert wurde, war vom Partnerinstitut, dem Orient-Institut in Beirut, angereist: Al Al-Hamarneh informierte über die Hintergründe des Projekts „Relations in the Ideoscape: Middle Eastern Students in the Eastern Bloc (1950’s-1991)“. Auf seine Einleitung folgte eine multiperspektivische Podiumsdiskussion, moderiert von Max Cegielski. Es diskutierten Mustafa Switat und Dorota Woroniecka-Krzyżanowska, die das Projekt als Forschende von Seiten des DHI Warschau betreuten, mit Majid Jammoul und Teresa Romaszkiewicz-Białas, welche über ihre persönlichen Erfahrungen während des Kalten Krieges berichteten. 

Zu Beginn der Debatte führte Woroniecka-Krzyżanowska die Zuhörerinnen und Zuhörer in das von Arjun Appadurai entworfene Konzept des Ideoscape ein, das als wissenschaftliche Inspiration für das Forschungsprojekt und die Ausstellung diente. Auf Grundlage dieses Konzepts zeigt die Fotoausstellung, wie Bildungsmigration zwischen dem Nahen Osten und den Ländern des ehemaligen Ostblocks gemeinsame Räume kreierte — physischer wie ideologischer Art. Anschließend wurde die Diskussion auf den polnischen Kontext ausgeweitet, wobei verschiedene politische Aspekte zur Aufnahme ausländischer Studenten während der kommunistischen Ära dargestellt wurden. Ergänzt wurden sie durch persönliche Erfahrungsberichte von Majid Jammoul, einem der ersten syrischen Absolventen der Warschauer Akademie der Schönen Künste, der von seinem Austausch berichtete.

Im nächsten Teil der Debatte stand die Vielschichtigkeit der Bildungsmigration während des Kalten Krieges im Fokus. Teresa Romaszkiewicz-Białas sprach über ihre Erinnerungen an ihre Arbeit als Dozentin am Institut für Architektur der Universität Mosul. Per Videostream zugeschaltet schilderte sie ihre Erinnerungen an die damalige Zeit. Besondere Beachtung fanden der Lehrplan, den Architekten aus Breslau in Mosul umsetzten, sowie persönliche Alltagserfahrungen wie eine Irakreise in einem Polnischen Fiat. Von den Erinnerungen Mosuler Studierender an polnische Dozenten ging das Gespräch über zu einer Analyse des Einflusses von Professoren auf Studierende. Majid Jammoul berichtete davon, wie ihn einer seiner damaligen Professoren — der bedeutende Kunstphilosoph und Künstler Oscar Hansen — nachhaltig beeinflusst hat. Dieser Einfluss sei nicht nur während seines Studiums spürbar gewesen, sondern habe sich auch auch in seiner späteren Arbeit als Dozent an Kunstschulen in Syrien widergespiegelt. 

Der Schlussteil der Debatte war diesen Beziehungen — oder vielmehr dem Fehlen dieser Beziehungen — nach dem Jahr 1989 gewidmet. Mustafa Switat wies darauf hin, dass polnische Institutionen damals keine wirklichen Maßnahmen ergriffen hätten, um Kontakte zu Absolventinnen und Absolventen polnischer Universitäten aus dem Nahen Osten zu pflegen. Außerdem sei das Potenzial dieser Beziehungen oft nicht genutzt worden. Die Gespräche wurden während des gemeinsamen Rundgangs durch die Ausstellung vertieft sowie im abschließenden informellen Teil mit den Gästen fortgesetzt.

Die Ausstellung „Gemeinsame Räume“ ist noch bis zum 27. März in Warschau zu sehen. Begleitend hierzu gibt es ein Rahmenprogramm mit weiteren Diskussionsrunden und Filmvorführungen. 

29
Apr
Vortrag
Prof. Dr. Karsten Brüggemann (Tallinn): A Transnational Perspective on the Baltic Wars of Independence
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