Europa (de)konstruieren - EU-Skeptizismus in der Europäischen Integrationsgeschichte

Aufkleberaktion im städtischen Raum – Ausdruck des Widerstands gegen „europaskeptische“ Haltungen und der Angst vor den Folgen des Handelns der politischen Szene, Warschau, Dezember 2021; Foto: Olga Gontarska

„(De)Constructing Europe – EU-Scepticism in European Integration History“ lautete der Titel des Online-Workshops, der vom 17. bis zum 18. Januar 2022 stattfand. Die zweitägige Veranstaltung war das zweite Treffen des gleichnamigen Forschungsprojekts, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird und auf drei Jahre angelegt ist. Während des Workshops diskutierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Deutschen Historischen Institute in London, Rom und Warschau mit Vertretern des Hamburger Instituts für Sozialforschung sowie Doktoranden und Post-Docs. Das DHI Warschau war durch Olga Gontarska, Beata Jurkowicz und Miloš Řezník vertreten, als Gastredner sprachen Gabriele D’Ottavio, Mark Gilbert, Andrea Guiso und Claudia Kraft.

Nach der Begrüßung durch Projektkoordinator Philipp Müller (HIS) sowie Antonio Carbone, Andrea Carlo Martinez und Martin Baumeister (alle DHI Rom) startete der erste Workshoptag mit Vorstellungen der einzelnen Forschungsprojekte und Paneldiskussionen. Dabei wurde deutlich, dass Euroskeptizismus ein fluides Konzept ist, dass sich in unterschiedlichen Phänomenen unterschiedlich äußert und definieren lässt. Neben der Bedeutung von Transnationalität für die Forschung wurden Fragen zu Methodik und Forschungsperspektiven besprochen.

Der erste Workshoptag endete mit einem Vortrag von Mark Gilbert zur progressiven Geschichte der europäischen Integration („The Progressive Story of European Integration. Some New Questions”), in dem er deren nicht-linearen Verlauf betonte. Die Geschichte der europäischen Integration werde als irreversible Erfolgsgeschichte (progressive Geschichte) erzählt. Um die Europäische Integration mitsamt des Euroskeptizismus in ihrer Mannigfaltigkeit greifbar zu machen, müssten Historikerinnen und Historiker jedoch in die multilaterale Vergangenheit zurückkehren.

Die Bedeutsamkeit der Abgrenzung zu den Perspektiven der Politikwissenschaft wurde am zweiten Workshoptag diskutiert. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Historisierung der europäischen Integration jenseits eines teleologischen Narrativs. Die Veranstaltung endete mit einer abschließenden Diskussion, deren Fokus auf der Vergleichbarkeit der verschiedenen Projekte lag. Am Schluss stand die Idee, dass jedes Projekt seinen eignen euroskeptischen Ansatz verfolgen müsse, gleichzeitig jedoch auch gemeinsame Punkte für alle Projekte definiert werden sollten. So könnten dann in einem nächsten Schritt Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht werden (Claudia Kraft und von Christina von Hodenberg).

Philipp Müller unterstrich in seinen letzten Ausführungen nochmals die von Mark Gilbert hervorgebrachte Aussage, dass die Europäische Integration politischer Natur sei und daher immer auch von Konflikten begleitet war und ist. Der Workshop endete mit der Frage, was eine Alternative zu einer teleologischen Geschichte der Europäischen Integration sein könnte.

29
Apr
Vortrag
Prof. Dr. Karsten Brüggemann (Tallinn): A Transnational Perspective on the Baltic Wars of Independence
Mehr lesen