Der von der Außenstelle Wilna gemeinsam mit der Universität Wien organisierte Workshop „Laboratories of Modernity“ begann mit einer Begehung des noch immer in Betrieb befindlichen Zellengefängnisses in Lukiškės. Der Leiter der Abteilung für Soziale Arbeit zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die orthodoxe Kirche des 1904 eingeweihten Gefängniskomplexes, die heute als Kulturhaus für die Gefangenen verwendet wird. Im Zentrum des Zellentrakts für Gefangene mit langen Haftstrafen befand sich einst eine römisch-katholische Kapelle, deren Altarraum heute noch zu erkennen ist. Eine neu eingerichtete Kapelle befindet sich im zweiten Zellentrakt am Ort der ehemaligen Synagoge. Während des Workshops, der am 8. und 9. Oktober 2018 in Sichtweite der Litauischen Nationalbibliothek stattfand, ordneten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gefängnisexkursion in eine breitere Diskussion von Staatlichkeit, Moderne und Informalität ein. Dabei zeigten sie anhand von Grenzen, Lagern, Psychiatrien, Militäreinheiten und Gefängnissen, dass moderne Staaten durch ein dynamisches Verhältnis zwischen ihren Bürgern und den Vertretern des Staates geprägt werden. Dabei handelt es sich um Praktiken von Akteuren auf ganz unterschiedlichen Ebenen, die Regeln und Sinngebungen stets neu aushandeln. Ein besonderes Augenmerk wurde auf diejenigen gelegt, die wie Gefängniswärter in einer Doppelrolle gleichzeitig Bürger sind und den Staat vertreten.
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