Neuerscheinung: Raum als Kategorie für die Erforschung der Geschichte der Juden in Polen-Litauen

Ziel dieser Veröffentlichung ist es aufzuzeigen, wie „Raum“ und „Raumverständnis“ als analytische Kategorie in die Forschung über die jüdische Geschichte im polnisch-litauischen Commonwealth in der Frühen Neuzeit und zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts im Allgemeinen und über das jüdisch-christliche Zusammenleben im Besonderen integriert werden kann. Dabei gehen die Herausgeberinnen von einem Raumkonzept aus, in dem verschiedene Akteure „Raum“ als Ergebnis sozialer Praxis verstehen, so dass er zu einer erneuten Untersuchung der jüdischen Erfahrung in der frühen Neuzeit beitragen kann. Obwohl das Raumkonzept in der historischen Forschung und in den jüdischen Studien verwendet wurde, gibt es bisher keine Forschung, die diese Kategorie für die Erforschung der Geschichte der polnischen Juden in der frühen Neuzeit und im frühen neunzehnten Jahrhundert übernommen hat. So gestaltete sich die Absicht, jüdische Räume mit einem interdisziplinären Ansatz zu analysieren.

Die meisten der in diesem Band vorgestellten Beiträge wurden während einer Konferenz diskutiert, die vom Deutschen Historischen Institut in Warschau, dem Polin-Museum für die Geschichte der polnischen Juden (im Rahmen des Global Education Outreach Program) und dem Tadeusz Manteuffel Institut der Polnischen Akademie für Wissenschaften 2017 organisiert wurde. Die wichtigsten Fragen, die in diesem Band gestellt werden, sind: Wie wurden jüdische Räume im polnisch-litauischen Commonwealth und seinen Nachfolgestaaten geschaffen? Auf welche Weise beeinflusste der Raum die Akteure? Wie nutzten die Juden die verschiedenen Räume und teilten sie?

Acht Autorinnen und Autoren untersuchen unterschiedliche Themen, die wesentlich für die jüdische Erfahrung in der bedeutendsten jüdischen Gemeinschaft der Welt waren. Die Bandbreite der Beiträge umfasst vielfältige methodische Forschungsansätze, sowohl historisch als auch soziologisch und architektonisch. Indem Texte aus der frühen Neuzeit und dem frühen 19. Jahrhundert präsentiert werden, durchbricht die Zusammenstellung der Artikel auch chronologische Grenzen. Beispiele aus dem mittelalterlichen jüdischen Krakau und frühneuzeitlichen Kleinstädten in Litauen,
Warschau, Danzig und Berlin, werfen ein neues Licht auf jüdische Raumerfahrung. Der englischsprachige Band ist spannend für alle, die sich für jüdische Geschichte und jüdisch-christliche Beziehungen interessieren.

Maria Cieśla, Ruth Leiserowitz (Hg.): „Space“ as a Category for the Research of the History of Jews in Poland-Lithuania 1500–1900, (= DHI Warschau, Quellen und Studien Bd. 40), Wiesbaden: Harrassowitz 2022, 156 S., ISBN: 978-3-447-11895.

 

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