In diesem Vortrag stehen die weitgehend vernachlässigten, jedoch vergleichsweise langlebigen städtischen Versatzämter im Mittelpunkt. Sie knüpften zwar an die Tradition der spätmittelalterlichen Montes pietatis an beziehungsweise reorganisierten die bestehenden Montes, definierten jedoch die caritative Pfandleihe und das lokale Kreditwesen in veränderter Weise. Hierbei gilt es, die Verzahnung oder Differenzierung originär religiöser, potentiell säkularisierend moralischer sowie politischer und ökonomischer Denk- und Handlungsoptionen analytisch auszuloten. Als einflussreich erwiesen sich jedenfalls die finanztechnischen und ökonomischen Diskurse, die in der Wiener Zentrale wie in den einzelnen Städten und Reichsteilen der Monarchie zunehmend Bedeutung erlangten. Dabei sollen die differenzierten Funktionsweisen und Entwicklungen der einzelnen Kreditanstalten und deren Wechselbeziehungen zur Wiener Zentrale in den Blick genommen werden. Denn abhängig von Trägern, theoretischen Debatten, Marktmechanismen und -teilnehmern vor Ort variierte die institutionelle und funktionelle Ausformung der Versatzämter erheblich – trotz der ihnen gemeinsamen, von Wien bestimmten, Rahmenbedingungen.
Der Vortrag findet in Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften statt.
Veranstaltungsort: Gemeinsame Außenstelle des DHI Warschau und des Collegium Carolinum München in Prag, Valentinská 1, 3. Stock
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