Nachdem die Welt 2014 den 100. Jahrestag des Ausbruchs des 1. und den 75. Jahrestag des 2. Weltkrieges sowie den 25. Jahrestag der friedlichen Revolution in den Ländern des ehemaligen Ostblocks gefeiert hatte, ist das Jahr 2015 (70 Jahre nach dem Sieg über Hitler -
Deutschland und 25 Jahre nach der Wiedervereinigung) wieder ein Anlass zur Erinnerung an geschichtliche Ereignisse, deren unmittebare Folgen bis in unsere Gegenwart nachwirken.
Daten, die an solche Umbruchsereignisse erinnern, fördern nicht nur die Reflexion über die Dynamik der geschichtlichen Prozesse, sondern auch das Nachdenken über Gedächtnis und Erinnerung als Medien der Kontinuität der geschichtlichen Erfahrung sowie ihrer Repräsentation in der Sprache, Kultur und
Kunst.
Im Zentrum des Interesses befinden sich dabei vor allem kulturelle und geschichtliche Relationen zwischen der polnischen und der deutschen Erinnerungskultur im globalen Zusammenhang jenseits dieser doppelten Perspektive. Unter anderem sollen folgende Fragen diskutiert
werden:
- Auf welche Art und Weise determiniert das Gedächtnis die Sprache der modernen Kommunikation? Dabei soll nicht nur der linguistische Aspekt berücksichtigt werden, sondern auch ein breites Spektrum von Kommunikationssystemen, die die mediale Vielfalt der postmodernen Kultur bestimmen.
- Inwieweit ist Erinnerung konstitutiv für die Bestimmung der individuellen und kollektiven Identität? Das soll sowohl die Frage nach der Erinnerungspolitik nach sich ziehen als auch die daraus resultierenden Unterschiede in der Betrachtung von geschichtlichen Ereignissen berücksichtigen.
- Inwieweit wird das Gedächtnis in den Sprachen und Diskursen der zeitgenössischen Kultur aufbewahrt und inwieweit tragen sie aktiv zu der Etabilierung von bestimmten Erinnerungsparadigmen im Raum eines kollektiven Bewusstsein bei?
- Wie gehen die Sprache und die sprachbezogenen Ausdrucksformen in der Kunst mit Trauma und Verdrängung um, die mit der dramatischen Geschichte des 20. Jahrhunderts untrennbar verbunden sind?
- Welchen Einfluss übt das historische und kulturelle Erinnerungsvermögen auf die Bildung von jungen Generationen der Europäer aus?
- Auf welche Weise sind Erinnerung und Gedächtnis an materielle Erinnerungsorte gebunden oder wie werden sie ihnen zugeschrieben?
- Welche aktuellen identitätsbezogenen und weltanschaulichen Debatten stützen sich auf heterogene Modelle von individueller Erinnerung und Gruppengedächnis und welche Represäntation finden sie in der Kunst und Medienkultur der Gegenwart?
Die oben genannten Beispielvorschläge und Denkansätze erschöpfen nicht die ganze Breite der möglichen Beitragsthemen im Rahmen der geplanten Konferenz. Eingeladen sind Germanisten, Geschichts- und Politikwissenschaftler, Soziologen, Psychologen, Philosophen und Vertreter anderer geisteswissens chaftlicher Disziplinen, in denen Modelle und Paradigmen der Erinnerung eine wesentliche Rolle spielen.
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