Oberschlesien wurde nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Polen und Deutschland aufgeteilt. Dadurch kam eine Dynamik der Nationalisierung der lokalen Bevölkerung, des Selbstverständnisses der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und der wechselseitigen Beziehungen in Gang. Anna Novikovs Studie Shades of a Nation. The Dynamics of Belonging among the Silesian and Jewish Populations in Eastern Upper Silesia (1922–1934) untersucht diese Prozesse am Beispiel der jüdischen und der schlesischen Bevölkerung Ost-Oberschlesiens, das 1922 Polen zugesprochen wurde. Der untersuchte Zeitraum umfasst vor allem die Jahre 1921 (Volksabstimmung in Oberschlesien) bis 1934 (Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nichtangriffspakts).
Die Autorin nimmt den weiteren Kontext der staatlichen und internationalen Politik und Diplomatie mit in den Blick, die „Mikrogeschichte“ der beiden Minderheiten – für die in jener Zeit die Frage der nationalen Zugehörigkeit und „Einbindung“ virulent wurde – wird in die „Makrogeschichte“ Ostmitteleuropas zwischen den beiden Weltkriegen eingebettet. Zugleich erlaubt die Studie, die Ursprünge von Konflikten in der Zwischenkriegszeit nachzuvollziehen, die bis in die Gegenwart nachwirken.
Anna Novikov war zwischen 2013 und 2015 Gastwissenschaftlerin am DHI Warschau. Gegenwärtig forscht sie am Cologne Centre for Central and Eastern Europe. Das Buch basiert auf ihrer Dissertation an der Hebrew University of Jerusalem.
Zugehörigkeitserfahrungen von Schlesiern und Juden im östlichen Oberschlesien der Zwischenkriegszeit
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